Anders als viele andere Researcher im Finanzwesen beschäftigen Sie sich auch mit ‚Reibungsverlusten‘ am Markt wie z. B. Transaktionskosten. Was können Anhänger von Factor Investing aus Ihrem Research lernen?
„Es gibt zwei Punkte, auf die ich hinweisen möchte. Der eine bezieht sich auf Research zu Handelsplätzen, woran ich gerade arbeite. Lange Zeit dachten Anleger nur daran, während der regulären Handelszeiten, also mehr oder weniger zwischen 09.30 Uhr und 16.00 Uhr, Wertpapiergeschäfte zu tätigen, Order zu stornieren und so weiter. Etwa in den letzten zehn Jahren sind aber auch Schlussauktionen zu einem wichtigen Handelsforum geworden.“
„Beispielsweise werden an der New Yorker Börse und an der Nasdaq um 16.00 Uhr Schlussauktionen abgehalten, die etwa 10 % des täglichen Handelsvolumens ausmachen. Dies ist bedeutend, zumal unsere laufende Studie ergeben hat, dass bei diesen Auktionen deutlich niedrigere Transaktionskosten anfallen. Deshalb empfehlen wir Anlegern, dies als zusätzliche Option bei der Ausarbeitung einer Handelsstrategie in Betracht zu ziehen.“
„Der zweite Punkt betrifft eine Studie, die auf der Arbeit anderer Researcher zur Berücksichtigung von Transaktionskosten bei der Portfolio-Optimierung aufbaut. Dieses Konzept wird schon seit den 1980er Jahren in der wissenschaftlichen Literatur erörtert. In aktuellen Research-Analysen geht es jetzt um neue Umsetzungsmethoden. Diversifizierung nach Faktoren ist ein Gebiet, das in dieser Hinsicht Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.“
„Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Ein Faktor könnte den Kauf von Apple-Aktien vorschlagen, während ein anderer Faktor vielleicht den Verkauf desselben Wertpapiers vorschlägt. Bei einer Multi-Faktor-Lösung könnten die entsprechenden Trades zur Minimierung der Transaktionskosten kombiniert werden. Diese Techniken können potenziell erhebliche Vorteile bringen und die Kapazität von Multi-Faktor-Strategien erhöhen. Tatsächlich gibt es inzwischen ein stärkeres Bewusstsein und mehr Research dazu, wie Techniken zur Minimierung von Transaktionskosten in den Portfolioaufbauprozess eingebunden werden können.“