07-06-2023 · Einblick

Pionierarbeit in der Klimaanalyse mit der Sector Decarbonization Pathway-Methode von Robeco

Dieses Instrument ist die neueste, richtungsweisende Innovation von Robeco, die dazu beiträgt, nachhaltiges Investieren voranzubringen und durch objektive Daten, gründliche Analysen und in sich stimmige Rahmenkonzepte etwas in der realen Welt zu bewirken.

    Autoren/Autorinnen

  • Taeke Wiersma - Head of Research Board

    Taeke Wiersma

    Head of Research Board

Zur wirksamen Bewältigung der Klimakrise sind zielgerichtete Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bis 2050 erforderlich. Die Beobachtung der dabei gemachten Fortschritte ist entscheidend, um zu erkennen, ob diese Maßnahmen erfolgreich sind, und deutlich zu machen, falls die Regulierungsbehörden stärker intervenieren müssen.

Auch für Anleger ist es wichtig, die diesbezüglichen Fortschritte zu verfolgen. Zu überwachen, ob Unternehmensanleihe-Emittenten Dekarbonisierungsziele und ihre eigenen strategischen Ziele in Bezug auf CO₂-Emissionen erfüllen, ist wichtig, um zu erkennen, wer auf dem Weg zu den Zielen des Pariser Abkommens erfolgreich sein wird, und wer Gefahr läuft, sie zu verfehlen. Dafür braucht man allerdings Pfade für den Emissionsabbau und verlässliche Informationen darüber, inwieweit sich Unternehmen an diese Pfade halten.

Zudem gibt es die Schwierigkeit, dass der Dekarbonisierungserfolg in einigen Sektoren großenteils an die Verringerung von Scope-3-Emissionen geknüpft ist, d. h., an Emissionen aus der derzeitigen und zukünftigen Nutzung von Produkten durch die Verbraucher und nicht aus dem Herstellungsprozess. Dies lässt sich natürlich nur schwer messen und hängt von unseren Fähigkeit ab, auf qualitativ hochwertige, zukunftsgerichtete Daten zuzugreifen.

Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass jeder Sektor zur Erreichung von Emissionsabbauzielen eine andere Technologie benötigt und sich die mit dem Übergang verbundenen Kosten, Risiken und Chancen unterscheiden. Der von Organisationen wie der Science Based Targets Initiative (SBTi) und der Transition Pathway Initiative (TPI) propagierte Konsensansatz zielt deshalb darauf ab, sektorspezifische Dekarbonisierungspfade zu entwickeln.

Robeco arbeitet seit 2020 an mehreren Modellen für sektorspezifische Dekarbonisierungspfade, um seine Investmentteams bei der Beurteilung der Risiken, Herausforderungen und Chancen zu unterstützen, mit denen Unternehmen und Sektoren bei der Ausrichtung ihrer Geschäftstätigkeit und Produkte auf das Ziel der Emissionsfreiheit konfrontiert sind.

Nachhaltiges Investieren voranbringen

Die Sector Decarbonization Pathway-Methode (SDP-Methode) von Robeco zielt darauf ab, die Position eines Unternehmens im Vergleich zu seinem Sektor in Bezug auf CO₂-Emissionsabbauziele zu messen, zu ermitteln, welche Investitionen in Technologien mit geringen bis gar keinen Emissionen das Unternehmen tätigen muss, und möglicherweise von Regulierungsbehörden verhängte Bußgelder und andere sektorspezifische Kriterien zu berücksichtigen.

Dieses Instrument ist die neueste, richtungsweisende Innovation von Robeco, die dazu beiträgt, nachhaltiges Investieren voranzubringen und durch objektive Daten, gründliche Analysen und in sich stimmige Rahmenkonzepte etwas in der realen Welt zu bewirken.

Die von dieser Methode gelieferten Ergebnisse werden von den Investmentteams, dem Sustainable Investing (SI) Research-Team und dem Active Ownership-Team verwendet, um hinsichtlich ihres allgemeinen Vorbereitungsstands zur Bewältigung der unvermeidlichen zukünftigen Kosten und Risiken eines Übergangs zu Netto-Null-Emissionen vorangehende und hinterherhinkende Sektoren zu identifizieren.

„Der Weg zu einer emissionsfreien Wirtschaft wird lange und holprig und von Umwälzungen begleitet werden“, meint Lucian Peppelenbos, Climate and Biodiversity Strategist bei Robeco. „Um die Risiken des Übergangs zu steuern und die damit verbundenen Chancen zu nutzen, brauchen Anleger zukunftsgerichtete Kennzahlen. Die Sector Decarbonization Pathways von Robeco bringen Anleger dem heiligen Gral der Klimaanalyse einen Schritt näher.“

Wie es funktioniert

Bei jedem Unternehmen betrachtet die SDP-Methode von Robeco drei Komponenten.

Die erste Komponente besteht darin, dass Analysten des SI Research-Teams den prognostizierten Emissionspfad eines Unternehmens bis zum Jahr 2050 konstruieren. Dabei verwenden sie vergangenheitsbezogene und zukunftsgerichtete Daten, die aus von dem Unternehmen veröffentlichten Informationen und hochgerechneten Schätzungen bestehen.

Der hochgerechnete Emissionspfad des Unternehmens wird dann wissenschaftlich modellierten, sektorspezifischen Benchmark-Pfaden gegenübergestellt, um den relativen Fortschritt zu beurteilen. Dies wird mittels eines Dekarbonisierungs-Scores von 0 bis 100 ausgedrückt, wobei 100 der höchste Score ist. Je näher ein Unternehmen dem Pfad für den betreffenden Sektor kommt, desto höher ist sein Score.

Auch das Timing spielt eine Rolle: Auf kurze und mittlere Sicht erreichte Emissionssenkungen zählen mehr als langfristige, sodass Unternehmen, die planen, ihre Emissionsintensität eher früher als später zu reduzieren, höhere Scores erhalten.

Die zweite Komponente des SDP-Modells ist eine Beurteilung der Glaubwürdigkeit eines Unternehmens und seiner Fähigkeit, die eigenen Ziele und die Benchmark-Emissionsziele zu erreichen. Dazu berechnen SI-Analysten den Umfang der erforderlichen Investitionen (Investitionsaufwand und laufende Betriebsausgaben), um den vom Unternehmen erklärten Dekarbonisierungspfad zu erreichen; sie vergleichen dies auch mit den derzeitigen und geplanten Investitionen des Unternehmens in Technologien zur CO₂-Emissionsminderung (z. B. Herstellung batteriebetriebener Elektrofahrzeuge im Automobilsektor, saubere und erneuerbare Energieerzeugung im Öl- und Gassektor). Ein beträchtlicher Investitionsrückstand würde Zweifel an den Absichten eines Unternehmens oder sogar an dessen Fähigkeit wecken, seine Emissionen in Zukunft zu senken und seine eigenen oder durch Regulierung vorgegebenen Emissionsziele zu erreichen.

Die dritte Komponente ist eine Beurteilung der finanziellen Auswirkungen von möglicherweise durch Regulierungsbehörden verhängten Bußgeldern, von gestrandeten Vermögenswerten und eines Nachfragerückgangs, die allesamt eine ernsthafte Bedrohung für CO₂-intensive Branchen darstellen.

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Wichtiger Input für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit

Taeke Wiersma, Head of Global Credits bei Robeco, ist der Meinung, dass die mit dem Modell gewonnenen Erkenntnisse für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Emittenten entscheidend sind. Unternehmen sind mit Blick auf ihren Emissionsfußabdruck steigenden Steuern und Kosten ausgesetzt und müssen zugleich Investitionen und laufende Betriebsausgaben finanzieren, um ihre Geschäftstätigkeit mit Netto-Null-Zielen in Einklang zu bringen. Dies alles schmälert den Cashflow.

Die finanziellen Folgen sind unausweichlich: Unternehmen, die nicht bereit oder in der Lage sind, die notwendigen Veränderungen zur Dekarbonisierung ihres Geschäftsbetriebs und ihrer Produkte vorzunehmen, werden bestraft werden – zum Beispiel, weil sie auf gestrandeten Vermögenswerten „sitzen bleiben“ oder weil Regulierungsbehörden hohe Geldstrafen verhängen.

„Unternehmen können sich nirgendwo verstecken“, sagt er. „Sie müssen den Übergang schaffen. Und deshalb ist es für unsere Anlageauffassungen so wichtig zu wissen, wo ein Emittent im Verhältnis zu seiner SDP-Kurve steht. Je weiter er davon entfernt ist, wo er eigentlich stehen sollte, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Regulierungsbehörde hart durchgreifen und das Unternehmen zu Investitionen oder kostspieligen Veränderungen seiner Produktionsprozesse zwingen wird.“

Einführung der SDP-Methode für alle Sektoren

Die Einführung und Übertragung der SDP-Methode von Robeco auf alle Sektoren ist ein mühevoller Vorgang, bei dem wissenschaftliche und branchenspezifische Forschung berücksichtigt, die Verfügbarkeit von Daten und Benchmarks festgestellt, Vorhersagemodelle entwickelt und die erforderlichen Unternehmensinformationen gesammelt werden müssen.

„Wir fingen an mit CO₂-intensivsten Sektoren wie der Öl- und Gasindustrie, der Automobilindustrie, Fleischproduktion, Stahl-, Zement- und Aluminiumherstellung, Immobilien und Stromerzeugung“, sagt Farahnaz Pashaei Kamali, SI-Analyst im Robeco SI Research-Team.

„Unser Ausgangspunkt für die Benchmarks für einzelne Sektoren waren die von der Transition Pathway Initiative (TPI) entwickelten Dekarbonisierungsszenarien, auf die wir Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung angewandt haben, um Technologien, Kosten und das CO₂-Budget für jeden Sektor zu definieren und um zu beurteilen, in welchen Sektoren wir Scope-1-, -2- und -3-Emissionen einbeziehen sollten.“

„Bei der Beurteilung der Leistung eines Unternehmens im Vergleich zu seiner Branchen-Benchmark wollten wir nicht nur vergangenheitsbezogene Daten wie z. B. den angegebenen CO₂-Fußabdruck eines Unternehmens verwenden, sondern auch zukunftsgerichtete Kennzahlen, indem wir uns die Ziele und Verpflichtungen von Unternehmen zur Dekarbonisierung ihrer Geschäftstätigkeit anschauen.“


Bei der zweiten Komponente der Methode, der Beurteilung der Glaubwürdigkeit dieser Ziele, befassen sich die SI-Analysten mit den Kosten dieser Pläne. „So werden die Verpflichtungen der Unternehmen aus der richtigen Perspektive betrachtet“, sagt sie. „Ein Unternehmen könnte seine Dekarbonisierungsverpflichtungen an die SBTi melden, die dann prüfen würde, ob diese Verpflichtungen mit dem Pfad für den betreffenden Sektor in Einklang stehen. Als Investor müssten wir aber immer noch feststellen, ob das Unternehmen in der Lage ist und über die Mittel verfügt, diese Verpflichtungen zu erfüllen.“

Bestehende und zukünftige Regulierungsmaßnahmen stellen ein weiteres Kostenelement dar, das geschätzt werden muss. „Wir betrachten die für die einzelnen Sektoren geltenden Richtlinien und Regulierungsbestimmungen, berücksichtigen die Belastung durch verschiedene Steuern und Emissionshandelssysteme und schätzen ab, was dies für die künftigen Gewinne der Unternehmen bedeutet. Beispielsweise spielen CO₂-Steuern bereits eine große Rolle hinsichtlich der Kostenbelastung. Diese Kosten könnten aber im Zuge der Verschärfung der Vorschriften zu Emissionen noch weiter steigen“, macht Pashaei Kamali deutlich.

Als Beispiel nennt sie die Öl- und Gasindustrie: „Bußgelder sind vernachlässigbar im Vergleich zu Einnahmeausfällen infolge eines drastischen Nachfragerückgangs; denn die Regierungen richten ihren Blick auf die großen Emittenten, um ihre Netto-Null-Zusagen einzuhalten. Ein wichtiges Element des SDP für die Öl- und Gaswirtschaft ist, dass es die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Nachfragerückgangs und von Abschreibungen auf Anlagevermögen (z. B. Sachanlagen) auf den zukünftigen Unternehmenswert berücksichtigt.“