Klimawandel ist die langfristige Veränderung von Wettermustern infolge globaler Erwärmung. Ohne Gegenmaßnahmen wird die Erderwärmung zu beträchtlichen physischen Risiken führen – aufgrund heftiger werdender Hurrikane, Überflutungen, Dürreperioden und Waldbränden. Diese sind häufiger geworden, seitdem die Erde sich zunehmend erwärmt hat.

Ein steigender Meeresspiegel infolge vermehrter Regenfälle und abschmelzender Polkappen gefährdet Millionen Menschen in Küstengebieten. Gleichzeitig bedrohen höhere Temperaturen die Zukunft der Landwirtschaft. Sie stellen jeweils erhebliche Bedrohungen für die Menschheit dar. Die globale Erwärmung kann jedoch eingedämmt werden, wenn die Emissionen von Treibhausgasen jetzt verringert werden und die Welt CO2-neutral wird.

Die globale Erwärmung wurde überwiegend durch das langfristige Verbrennen von fossilen Brennstoffen seit der Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert verursacht. Dadurch sind seit 1750 rund 2,5 Billionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt worden, der Anteil von Kohlendioxid (CO2) in der Erdatmosphäre ist um 67 % gestiegen und die durchschnittlichen globalen Temperaturen um mehr als 1 °C.¹ Ein Großteil davon ist nicht mehr rückgängig zu machen.²

Die drei wichtigsten Treibhausgase sind Kohlendioxid, Methan (CH₄) und Stickoxid (N₂O). Der Großteil davon wird im Rahmen industrieller Prozesse freigesetzt. Emissionen unterscheiden sich von Verschmutzung dadurch, dass CO2 ein natürliches Nebenprodukt des Lebens ist – wir atmen es ständig aus – während der überwiegende Teil des Methans von Gras kauenden Nutztieren ausgestoßen wird.

Der Großteil dieser Emissionen wird von den Ozeanen absorbiert oder in natürlichen Kohlenstoffsenken gespeichert. Dazu gehören Permafrostböden, Wälder, Mangroven und Korallenriffe. Der übrige Teil verbleibt in der Atmosphäre und kann nicht in den Weltraum entweichen. Dadurch erhitzt sich der Planet über viele Jahrzehnte.

Eine wärmere Atmosphäre führt zu einer höheren Luftfeuchtigkeit, die zu stärkeren und schwerer vorhersagbaren Regenfällen, Überflutungen und Stürmen führt. Das hat auch zu extremeren Temperaturen im Sommer wie Hitzewellen in bislang kalten Regionen wie der Arktis sowie zur zunehmenden Wüstenausbreitung in zuvor fruchtbaren Regionen geführt.

Zehn der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen fallen in den Zeitraum seit 2005. Das wärmste Jahr war 2016, als die Erdatmosphäre im Durchschnitt um 0,94 °C wärmer war, als es dem globalen Mittel seit 1880 entspricht.

Das Jahr 2024 war mit 1,29 °C über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts von 13,9 °C das wärmste Jahr seit Beginn der weltweiten Aufzeichnungen im Jahr 1850. Dieser Wert liegt 0,10 °C über dem bisherigen Rekord aus dem Jahr 2023. Die zehn wärmsten Jahre in der 175-jährigen Aufzeichnung sind allesamt im letzten Jahrzehnt (2015-2024) verzeichnet. Bemerkenswert ist, dass das Jahr 2005, das als erstes Jahr im 21. Jahrhundert einen neuen globalen Temperaturrekord aufstellte, inzwischen nur noch das dreizehntwärmste Jahr der Aufzeichnungen ist. Das Jahr 2010, das damals das Jahr 2005 überholt hatte, ist nun das zwölftwärmste Jahr in der Geschichte.³

Abbildung 1: Die 10 wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn

Quelle: US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)

Der CO2-Anteil in der Luft steigt mit jedem Jahr auf neue Rekordniveaus. Der CO2-Anteil in der Erdatmosphäre war mit 419 Teilen pro Million (ppm, entspricht 0,0419 %) Untersuchungen zufolge zuletzt vor mehr als 4 Millionen Jahren auf dem Niveau von Juni 2021.⁶ In der damaligen Zeit des Pliozäns noch vor Erscheinen des Menschen lag die durchschnittliche Oberflächentemperatur um 2-3 °C höher als in vorindustrieller Zeit und der Meeresspiegel lag im Schnitt um bis zu 25 Meter über dem heutigen Niveau.⁷ Im Januar 2025 war dieser Wert laut der Forschungsseite CO2.earth auf 428,4 Teile pro Million gestiegen, wobei jedes vorangegangene Jahr einen neuen Rekord darstellte. ⁸

Der Klimawandel bedroht auch die landwirtschaftliche Produktion, da mildere Winter und ein früherer Frühlingsbeginn dem zeitlichen Verlauf des Anbaus von Feldfrüchten in den meisten Regionen zuwiderlaufen. Höhere Temperaturen wirken sich in doppelter Hinsicht negativ auf Insekten aus. In wärmeren Gebieten drohen sie die „nützlichen“ Bestäuberinsektenpopulationen auszurotten. In kälteren Gebieten droht durch die Erwärmung eine Verbreitung von „schädlichen“ krankheitsübertragenden Insekten.

Abbildung 3: CO2-Anteil in der Atmosphäre

Quelle: https://www.climate.gov/media/15993

Der Klimawandel wurde in den 1980er Jahren erstmals ernstgenommen. Zurückzuführen war dies zum Teil auf eine erfolgreiche Kampagne zum Verbot von Chlorfluorkohlenwasserstoffen in Aerosol-Sprays, die die Ozonschicht schädigen. Zur Analyse des Problems schufen die World Meteorological Organization und das United Nations Environment Program im Jahr 1988 das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC).

Ernsthafte Versuche zur Eindämmung von Emissionen begannen 1992 im Zuge der UN Conference on the Environment and Development – bekannt geworden als Earth Summit – in Rio de Janeiro. Daraus entstand die UN Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), die sich unter der Bezeichnung Conference of the Parties (COP) jährlich zu treffen begann.

Auf den Earth Summit folgte 1997 das Kyoto-Protokoll. Dabei handelt es sich um den ersten internationalen Vertrag, mit dem sich die Unterzeichner verpflichteten, die Emissionen „auf ein Niveau, das eine gefährliche menschliche Einflussnahme auf das Klimasystem vermeidet“ zu drosseln. 2012 folgte die ehrgeizigere Doha-Änderung, die verbindliche Ziele für 37 Länder einschließlich der EU-Mitgliedstaaten festlegte.

Im Jahr 2015 unternahm die UN einen weiterreichenden Schritt durch erstmalige Festlegung einer Obergrenze für den Anstieg der globalen Temperatur im Rahmen des wegweisenden Pariser Klimaabkommens. Dessen Hauptziel besteht darin, die globale Erwärmung bis Ende dieses Jahrhunderts auf unter 2 °C oberhalb vorindustriellen Niveaus zu begrenzen und Anstrengungen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 °C zu unternehmen. Es wurde von allen 196 Mitgliedstaaten der UNFCCC unterzeichnet. Die USA zogen sich zwar 2017 unter der Präsidentschaft von Donald Trump daraus zurück, schlossen sich ihm 2021 unter Präsident Joseph Biden aber wieder an, bis sie sich nach Trumps Rückkehr im Januar 2025 wieder zurückzogen. Lediglich vier Länder – die USA, Iran, Libyen und Jemen – haben das Übereinkommen von Paris nicht unterzeichnet.

Zur Erreichung dieser Ziele sind klare Vorgaben zur Verringerung von CO2-Emissionen erforderlich. Im Jahr 2018 gab das IPCC an, dass zur Erreichung des Ziels von 1,5 °C die Emissionen bis 2030 um 40-60 % gegenüber dem Stand von 2010 reduziert und bis etwa 2050 auf netto null gesenkt werden müssen. Um die Obergrenze von 2 °C einzuhalten, müssten die Emissionen bis 2030 um 25 % verringert werden, damit das Netto-Null-Ziel bis 2050 erreicht werden kann.

Nach Angaben des Copernicus-Dienstes zur Überwachung des Klimawandels der EU wurde im Jahr 2024 ein neuer Temperaturrekord von mehr als 1,5 °C Erwärmung erreicht. ⁹Seine Satelliten und terrestrischen Systeme zeigten, dass die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde 15,1 °C erreichte. Das waren 0,72 °C über dem Durchschnitt von 1991-2020 und 1,60 °C über dem vorindustriellen Niveau. Die tatsächliche globale Erwärmung wird allerdings über einen Zeitraum von 10 Jahren oder mehr gemessen. Die langfristige globale Erwärmung liegt laut dem Bericht „State of the Climate 2024“ der Weltorganisation für Meteorologie derzeit bei 1,3 °C. ¹⁰

Abbildung 4: Temperaturrekorde gemäß Aufzeichnungen von Copernicus

Quelle: ERA5, Copernicus-Dienst zur Überwachung des Klimawandels. ¹¹

Das IPCC außerdem davor, dass beim derzeitigen Tempo des (Nicht-)Handelns das Ziel von 2 °C wahrscheinlich bis 2030 überschritten ist und das bis Ende des Jahrhunderts eine globale Erwärmung um 3 °C wahrscheinlicher ist. In seinem sechsten Bewertungsbericht im Jahr 2023 warnte das IPCC außerdem, dass der Meeresspiegel bis 2100 um 0,63 m bis 1,01 m steigen würde, wenn die Welt jetzt nicht tätig wird und wies darauf hin, dass die Ozeane zwischen 2006 und 2018 um 3,2 mm bis 4,2 mm pro Jahr gestiegen waren.¹² In den nächsten 2.000 Jahren wird der mittlere globale Meeresspiegel um etwa 2-3 Meter steigen, wenn die Erwärmung auf 1,5 °C begrenzt wird, und um 2-6 Meter, wenn sie auf 2 °C begrenzt wird, so das IPCC.

¹ https://www.mckinsey.com/business-functions/sustainability/our-insights/confronting-climate-risk
² https://www.ipcc.ch/sr15/
³ https://www.ncei.noaa.gov/access/monitoring/monthly-report/global/202413 ⁴ https://www.ncei.noaa.gov/access/monitoring/monthly-report/global/202413
⁵ https://www.youtube.com/watch?v=Yg7E3kI7Ifo
⁶ https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-06-07/co-reaches-its-highest-level-in-more-than-4-million-years?sref=Ih2p2g
⁷ https://www.climate.gov/news-features/understanding-climate/climate-change-atmospheric-carbon-dioxide#:~:text=The%20global%20average%20atmospheric%20carbon,least%20the%20past%20800%2C000%20years.
⁸ https://www.co2.earth/
⁹ https://climate.copernicus.eu/copernicus-2024-first-year-exceed-15degc-above-pre-industrial-level
¹⁰ https://wmo.int/publication-series/state-of-global-climate-2024
¹¹ https://climate.copernicus.eu/copernicus-2024-first-year-exceed-15degc-above-pre-industrial-level
¹² https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-cycle/

Die Dekarbonisierung ist der einzige Ausweg aus der drohenden Realität der Welt als Treibhaus. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 ist zum wichtigsten Mittel zur Eindämmung des Klimawandels geworden, zum Beispiel durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien und von Elektrofahrzeugen.

Aber auch die Anpassung an die bestehende globale Erwärmung ist jetzt unerlässlich. Die Methoden zur Anpassung an den Klimawandel reichen vom Wiederaufbau von Küstenschutzanlagen über die Herstellung von Luftreinigungsgeräten und Kühlmitteln bis hin zu neuen Arzneimitteln, um die Ausbreitung bekannter und neu auftretender Krankheiten zu verhindern, die durch die erhöhten Temperaturen und extreme Wetterereignisse noch verschlimmert werden können.¹³

Vieles hängt noch von der Emissionssenkung ab und von der Fähigkeit, verlässliche Daten zur Messung dieser Emissionen zu erhalten. Das Treibhausgasprotokoll wurde 1998 ins Leben gerufen, um einen globalen Standard für die Messung von Emissionen und Aktivitäten zu deren Verringerung zu schaffen. Im Jahr 2023 nutzten 97 % der Unternehmen des S&P 500 das System, um über ihre Emissionen zu berichten. Das Treibhausgasprotokoll wird mittlerweile weltweit zusammen mit Daten von Initiativen wie der Taskforce on Climate-Related Financial Disclosures und dem Carbon Disclosure Project genutzt.¹⁴

Emissionen werden auf drei Ebenen gemessen. Scope 1-Emissionen sind diejenigen, die direkt von einem Unternehmen verursacht werden, beispielsweise in Form von Emissionen über Fabrikschornsteine oder in Form der Abgase von Flugzeugen. Scope 2-Emissionen entstehen durch die Erzeugung von Elektrizität oder Wärme, die ein Unternehmen für seine Produkte benötigt. Scope 3-Emissionen sind diejenigen der gesamten Wertschöpfungskette, einschließlich derjenigen des Käufers des Produkts über dessen Lebenszyklus hinweg.

Ein Autohersteller würde relativ niedrige Emissionen der Kategorien Scope 1 und 2 haben. Doch der Nutzer eines Fahrzeugs würde über viele Jahre hinweg Benzin verbrauchen, um das Auto zu betreiben, was während seiner gesamten Lebensdauer hohe Scope 3-Emissionen verursacht.

Während die Daten für die Kategorien Scope 1 und 2 relativ leicht zu erhalten sind, kann die Messung von Scope-3-Emissionen sehr schwierig sein. Ein Fahrzeughersteller kann zum Beispiel seine eigenen Scope-1- und Scope-2-Emissionen während der Produktion messen, aber nach dem Verkauf ist es deutlich schwieriger zu wissen, wie viele Kilometer der Autobesitzer über wie viele Jahre gefahren ist.

Die nachstehende Grafik zeigt die Emissionen in Gigatonnen und deren Beitrag zur Verstärkung der globalen Erwärmung. Ein Verzicht auf klimapolitische Maßnahmen könnte zu einer Erwärmung um 4,8 °C führen, während die derzeitigen Zusagen das Ziel von 2 °C verfehlen.

Abbildung 5: Erwärmungsszenarien anhand politischer Ebenen

Quelle: Our World in Data.

Der Fortschritt eines Landes bei der Senkung dieser Emissionen und auf dem Weg hin zur CO2-Neutralität kann nachvollzogen werden, da das Übereinkommen von Paris von allen Unterzeichnern die Quantifizierung ihrer Dekarbonisierungsanstrengungen mittels national festgelegter Beiträge verlangt. Rund 192 Länder haben solche national festgelegten Beiträge festgesetzt und sich zur Dekarbonisierung verpflichtet.¹⁵

Über Netto-Null-Ziele verfügen nach Angaben der gemeinnützigen Energy & Climate Intelligence Unit mittlerweile Länder, auf die 61 % sämtlicher globaler CO2-Emissionen, 68 % der globalen Wirtschaftsleistung und 58 % der Weltbevölkerung entfallen.¹⁶ Dabei handelt es sich meist um Zusagen, bis 2050 CO2-neutral zu werden, um das Hauptziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

Einige Länder verfolgen ehrgeizigere Pläne – Österreich und Uruguay wollen das Ziel bis 2040 erreichen. China, das Land mit dem weltweit größten CO2-Fußabdruck, hat sich ein langfristigeres Ziel für 2060 gesetzt. Auf das Land entfallen 2023 nach Angaben von Our World in Data 31 % der globalen CO2-Emissionen, auf die USA entfallen 13 %, auf Indien 8 % und auf die EU 7 %.¹⁷ Im Rahmen des Europäischen Grünen Deals hat die EU zugesagt, bis 2030 die Treibhausgasemissionen gegenüber den Niveaus der 1990er Jahre um 55 % zu verringern.

Abbildung 6: Anteil an den globalen Emissionen

Quelle: Our World in Data.

Allerdings sind die bisherigen Fortschritte nicht ermutigend. Nach Angaben des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCC) werden die derzeitigen Klimaleitlinien der Regierungen zusammengenommen die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 um nur 0,5 % verringern,¹⁸ während wir 42 % erreichen müssen, um bis 2030 netto null zu erreichen. Der Bericht über die Emissionslücke der Vereinten Nationen von 2024 – mit dem vielleicht treffenden Titel „Bitte keine heiße Luft mehr“ – besagt, dass die Emissionen bis 2030 um 42 % und bis 2035 um 57 % gesenkt werden müssen, um das Ziel von 1,5 °C zu erreichen.¹⁹

Der derzeitige Status der national festgelegten Beiträge lässt die Welt auf einen Temperaturanstieg von 2,6 bis 3,1 °C im Laufe dieses Jahrhunderts zusteuern, was laut UNEP enorme Schäden für die Gemeinschaften und die Weltwirtschaft verursachen würde.²⁰ Demnach werden von 2021 bis 2050 jährlich rund 5 Billionen USD benötigt – eine Versechsfachung gegenüber dem heutigen Stand. Dazu ist auch eine Reform der globalen Finanzarchitektur, ein starkes Engagement des Privatsektors und eine internationale Zusammenarbeit notwendig, die derzeit in vielen Bereichen auf Eis liegt.

Praktisch jedes Land der Welt weist eine Emissionslücke auf, und keines ist mit dem Erreichen des Szenarios von 1,5 °C vereinbar, so der Climate Action Tracker (CAT), ein Projekt aus Deutschland, das Daten zu Dekarbonisierungsinitiativen von Regierungen sammelt und diese in Relation zu den Zielen des Übereinkommens von Paris stellt. ²¹

Der CAT folgt den national festgelegten Beiträgen von EU-Mitgliedstaaten und 36 weiteren Ländern, auf die zusammen rund 80 % der globalen Treibhausgasemissionen und rund 70 % der Weltbevölkerung entfallen. Wie im Fall der „Kohlenstoffblöcke“ sind die Ergebnisse ernüchternd – basierend auf den derzeitigen Zusagen wird einer Erwärmung um 2,7 °C bis 2100 prognostiziert.

Abbildung 7: Szenarien für den globalen Temperaturanstieg

In der letzten Aktualisierung vom Dezember 2024 wurden große Volkswirtschaften wie die EU, die USA, Deutschland und Japan als „unzureichend“ eingestuft, China und Indien als „hochgradig unzureichend“ und Länder wie die großen Ölproduzenten Russland und Saudi-Arabien als „kritisch unzureichend“.

Sie können den Fortschritt Ihres Landes verfolgen, indem Sie hier auf diese Grafik klicken.

Abbildung 8: Nationale Fortschritte beim Klimaschutz

Quelle: Climate Action Tracker.

Asset-Manager machen ihre eigenen Zusagen zur Dekarbonisierung ihrer Portfolios und zum Erreichen von CO2-Neutralität der von ihnen verwalteten Assets bis 2050. Im Jahr 2020 startete die International Investor Group on Climate Change (IIGCC) zusammen mit sechs regionalen Investorennetzwerken die Net Zero Asset Managers Initiative. Diese umfasste im Januar 2024 325 Unterzeichner (einschließlich Robeco) mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 57 Billionen USD, bevor sie aufgrund von politischem Druck im selben Jahr ausgesetzt wurde. ²²

Im Rahmen der Initiative haben Anleger vereinbart, Zwischenziele zur Erreichung des Netto-Null-Ziels festzulegen. Die Art und Weise der Dekarbonisierung ist allerdings noch strittig. Der Rückzug aus Unternehmen mit höherem CO2-Ausstoß beispielsweise löst das zugrundeliegende Problem nicht, wenn dessen Aktien oder Anleihen von jemandem anderen gekauft werden. Viele nutzen stattdessen den Dialog, um emissionsstärkere Unternehmen davon zu überzeugen, ihre Geschäftsmodelle so zu verändern, dass sie weiterhin langfristig in diese investieren können.

Die Identifikation dieser ist recht einfach, da die 168 Unternehmen, die im Anlegerzusammenschlusses Climate Action 100+ sind, insgesamt für mehr als 80 % der globalen Industrieemissionen verantwortlich sind.²³ Dabei handelt es sich um die „üblichen Verdächtigen“, vor allem die Öl- und Gasriesen, Versorgungs- und Transportunternehmen, aber auch um Unternehmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Zellstoff und Papier sowie Metallverhüttung.

Es gab jedoch eine Bewegung gegen Investitionen in die Faktoren Umwelt, Soziales und Governance (ESG), einschließlich der in Umweltfragen eingebetteten Klimakomponente, die in den USA begann und sich weltweit verbreitete. Im Dezember 2024 wurde vom Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses ein Schreiben verschickt. Die Empfänger waren 60 US-Assetmanager und wurden für ihre Beteiligung an der Net Zero Asset Managers Initiative und die Zusammenarbeit im Rahmen von Climate Action 100+ kritisiert.

In dem Schreiben heißt es, dass ihre Mitgliedschaft einen potenziellen Verstoß gegen das Kartellrecht und die treuhänderische Pflicht darstellt, da sie sich „abgesprochen haben, um amerikanische Unternehmen zur Dekarbonisierung und zum Erreichen von Netto-Null-Zielen zu zwingen“. BlackRock und andere große Unternehmen in der Vermögensverwaltung zogen sich daraufhin aus der Allianz zurück und setzten ihre ESG-Investitionen auf unbestimmte Zeit aus.

Ein ähnlicher politischer Druck steckte hinter dem Rückzug der sechs größten Banken an der Wall Street aus einer Netto-Null-Initiative für Banken sowie hinter der Entscheidung der Federal Reserve, ihre Mitgliedschaft im Network for Greening the Financial System (NGFS), dem globalen Netzwerk von Zentralbanken, das sich mit dem Klimawandel befasst, zu beenden.

In der EU ist das Thema „Netto-Null-Ziele“ viel weniger politisiert. Gesetzgebung und Regulierung treiben weiterhin die Dekarbonisierung voran, sowohl auf Länder- als auch auf Anlegerebene. Der EU Sustainable Finance Action Plan strebt die Förderung nachhaltiger Investments an, wozu auch ein vermehrter Einsatz erneuerbarer Energien und Technologien zur CO2-Speicherung in den 27 Mitgliedstaaten der EU zählt.

Ein weltweit führendes Emissionshandelssystem unterstützt die Pläne der EU zur Emissionsreduzierung, da es einen CO2-Preis festlegt, der auf die Teilnehmer wie eine Steuer wirkt. In der EU trat im Oktober 2023 ein CO2-Grenzsteuerausgleichssystem in Kraft, das einheitliche Voraussetzungen schaffen und europäische Industrien vor preiswerteren, CO2-intensiv hergestellten Produkten aus Ländern außerhalb der EU schützen soll. Es zielt darauf ab, die Verlagerung von CO2-Emissionen zu verhindern, indem es eine CO2-Abgabe auf Importe aus bestimmten Nicht-EU- und Nicht-EFTA-Ländern erhebt, die dem CO2-Preis innerhalb der EU entspricht.

Die EU-Nachhaltigkeitsdefinitionen nehmen an Fahrt auf. Im Juni 2020 wurde in der EU-Taxonomie festgelegt, welche Wirtschaftstätigkeiten im Rahmen des europäischen Grünen Deals als „nachhaltig“ eingestuft werden. Die im März 2021 eingeführte Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor klassifiziert den Grad der Nachhaltigkeit, den Anlageprodukte vermitteln sollen. Im Juni 2024 veröffentlichte die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) neue Leitlinien, in denen klare Definitionen und Schwellenwerte für Fonds, die das Nachhaltigkeitssiegel beanspruchen, festgelegt sind.

¹³ https://www.msci-institute.com/themes/climate/how-to-make-climate-adaptation-and-resilience-investable/#anchor_Exhibit_3_A_sample_of_adaptation_and_resilience_companies_anonymized_
¹⁴ https://ghgprotocol.org/
¹⁵ https://www4.unfccc.int/sites/NDCStaging/Pages/All.aspx
¹⁶ https://ca1-eci.edcdn.com/reports/ECIU-Oxford_Taking_Stock.pdf?mtime=20210323005817&focal=none
¹⁷ https://ourworldindata.org/co2-emissions
¹⁸ https://unfccc.int/sites/default/files/resource/cma2021_02E.pdf
¹⁹ Emissions Gap Report 2024 | UNEP - UN Environment Programme
²⁰ https://www.unep.org/resources/emissions-gap-report-2024
²¹ https://climateactiontracker.org/
²² https://www.netzeroassetmanagers.org/
²³ https://www.climateaction100.org/

Der Klimawandel ist ein Thema von doppelter Relevanz für Anleger, da eine Wechselbeziehung vorliegt: Die globale Erwärmung wirkt sich direkt auf die wahrscheinlichen Erträge von Anlagen aus, während die Investments selbst über Emissionen oder Abfälle direkte Auswirkungen auf das Klima haben.

Damit sind sowohl Risiken als auch Chancen verbunden. Deshalb müssen Anleger verstehen, wie sich diese auf lange Sicht für sie auswirken. Dher ist es notwendig, die Faktoren Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) in den Anlageprozess einzubeziehen, mit Hauptfokus auf Umweltaspekte.

Die Risiken treten in zwei Formen auf: als physische Risiken und als Übergangsrisiken. Physische Risiken ergeben sich vor allem aus den zunehmenden Bedrohungen, die durch häufigeres Extremwetter wie zum Beispiel Stürme und Überflutungen resultieren, welche Produktionsanlagen oder Gebäude beschädigen oder Ackerland unbenutzbar machen. Versicherer haben bereits davor gewarnt, dass viele Geschäftsmodelle nicht mehr versichert werden können – beispielsweise solche in Überflutungsgebieten oder Küstenregionen – wenn der Klimawandel ungebremst weitergeht.

Aber es gibt auch riesige Chancen für Anleger, wie die folgende Grafik zeigt. Diese können in fünf Hauptbereiche eingeteilt werden:

• Verkehr, einschließlich Elektrofahrzeuge und emissionsärmere Kraftstoffe

• Natur, angeführt von veränderten Verbrauchertrends und natürlicher CO2-Abscheidung

• Industrie, von wissenschaftlichen Fortschritten bis zu mehr „Hacken und Schaufeln“

• Energie, wobei erneuerbare Energien, Wasserstoff und Kernenergie dominieren

• Gebäude, da viele Neubauten jetzt von Anfang an umweltfreundlicher sind
  

Abbildung 9: Investitionspfade zu Netto-Null-Zielen

Quelle: IEA, GS Sustain, BAML Research.

Der Schwerpunkt hat sich auf den Übergang zu einer CO2-ärmeren Wirtschaft verlagert, indem Unternehmen ermutigt werden, Netto-Null-Strategien zu erarbeiten, während sie ihre Emissionen senken. Dies bedeutet, dass wir die Unternehmen und Branchen mit höheren CO2-Emissionen, bei denen ein Wandel unabdingbar ist, einbeziehen (anstatt sie auszuschließen oder zu ignorieren), darunter Versorger, die zu stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind, Unternehmen, die CO2-intensive Prozesse wie Kunststoffe verwenden, und Unternehmen, die Abfälle begrenzen.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Sektoren mit schwer zu vermeidenden CO2-Emissionen wie der Stahl- und Zementherstellung, die hohe Temperaturen erfordern, wie sie derzeit in mit fossilen Brennstoffen betriebenen Hochöfen herrschen. Die Umstellung auf Elektrolichtbogenöfen stellt eine Möglichkeit dar, dieses Problem zu lösen.

Grafik 10: Auf Sektoren mit schwer zu vermeidenden CO2-Emissionen entfallen 31 % der Emissionen

Die Taskforce on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) hat eine Systematik entwickelt, die Unternehmen unterstützten soll, Netto-Null-Pläne zu erstellen und klimabezogene Risiken und Chancen im Rahmen ihrer bestehenden Reportingprozesse effektiver offenzulegen. ²⁴

Anlagen in Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu bringen, wurde in den letzten Jahren von einer Reihe von Initiativen unterstützt. Die erste war die Gründung der Paris Aligned Investment Initiative durch die Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC) im Jahr 2019.

Kurz danach folgte die derzeit zurückgestellte Net Zero Asset Managers Initiative, die im Jahr darauf Zusagen seitens Asset-Ownern und Asset-Managern hinsichtlich CO2-Neutralität bis 2050 oder früher nach sich gezogen hat. Leitlinien, wie man Portfolios im Einklang mit dem Ziel von 1,5 °C dekarbonisiert, wurden vom Net Zero Investment Framework formuliert, das im März 2021 geschaffen wurde.

Doch wie misst man den Grad der Dekarbonisierung? Die meisten Portfolios werden an einer Benchmark wie dem MSCI World Index gemessen, um zu ermitteln, ob sie die Rendite einer Peergroup schlagen können. Bis 2020 gab es keine Benchmark, anhand derer der Fortschritt bei der Dekarbonisierung von Unternehmen oder Ländern gemessen werden konnte.

Die EU reagierte darauf mit der Schaffung von Paris-konforme Benchmarks. Die darin enthaltenen Unternehmen müssen strikte Kriterien erfüllen. Dazu gehört vor allem ein CO2-Fußabdruck, der bereits um 50 % kleiner als im breiten Anlageuniversum ist. Anschließend muss der Fußabdruck um 7 % pro Jahr verkleinert werden.

Die Sektorstruktur stimmt mit derjenigen des Anlageuniversums überein, allerdings sind Unternehmen aus dem Bereich fossiler Brennstoffe bei Überschreiten bestimmter Schwellen ausgeschlossen. Infolgedessen sind praktisch die gesamten Bereiche Öl und Gas sowie Versorger ausgeschlossen.

Um echte Konformität mit dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen, genügt es nicht, lediglich Unternehmen mit hohen CO2-Emissionen aus einem Index oder Portfolio zu entfernen. Der entscheidende Parameter ist vielmehr, ob sie sich auf einem Pfad zur Verringerung der CO2-Intensität ihres Geschäftsmodells befinden, beispielsweise durch Wechsel zu erneuerbaren Energien oder durch Dämmung ihrer Immobilien, um Wärmeverluste zu reduzieren. Dabei liegt der Fokus eher auf dem Pfad als auf dem Niveau der aktuellen CO2-Emissionen.

Mehrere Investorengruppen wurden gebildet, um bei der Evaluierung des Fortschritts von Unternehmen hinsichtlich dieses Übergangs Unterstützung zu leisten. Die Transition Pathway Initiative (TPI) ist ein globales, von Kapitaleigner angeführtes Programm, das analysiert, inwieweit Unternehmen auf den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft vorbereitet sind. Es hilft Anleger dabei zu verstehen, wie ehrgeizig die Ziele von Unternehmen zur Verringerung ihrer Emissionen sind.

Die Science-Based Targets Initiative (SBTi) wird inzwischen von vielen Unternehmen genutzt. Diese Gruppe erarbeitet Normen, Instrumente und Leitfäden, mit denen Unternehmen Ziele für die Emissionssenkung festlegen können, um bis spätestens 2050 netto null zu erreichen. Bis 2025 wurden die Instrumente von mehr als 10.000 Unternehmen genutzt, von denen 7.100 wissenschaftlich fundierte Ziele festgelegt und 3.700 Netto-Null-Verpflichtungen eingegangen waren.²⁵

²⁴ https://assets.bbhub.io/company/sites/60/2020/10/FINAL-2017-TCFD-Report-11052018.pdf
²⁵ https://sciencebasedtargets.org/

Eine Antwort für die Dekarbonisierung liegt zwar im Übergang zu erneuerbaren Energiequellen, doch ist dies nicht so einfach, wenn es nach wie vor mehr als eine Milliarde benzinbetriebene Autos gibt und so viele Volkswirtschaften von Öl oder Gas abhängig sind.

Es geht also nicht nur um Energieversorgung: Erhebliche Schwierigkeiten bereiten auch der ständig steigende Strombedarf infolge des Anstiegs der Weltbevölkerung. Dies zeigt sich in der Kaya-Identität, einer Formel, die besagt, dass die künftigen Gesamtemissionen eine Funktion von vier Faktoren sind: Bevölkerung, BIP pro Kopf, Energieintensität und CO2-Intensität.²⁶ Das bedeutet, dass die CO2-Emissionen weiter ansteigen, wenn das Bevölkerungswachstum die durch Technologie erzielten Verbesserungen der Energieeffizienz übersteigen.

Hinzu kommen logistische Grenzen bei der Elektrifizierung von derzeit nicht elektrifizierbaren Aktivitäten. Flugzeuge beispielsweise können nicht in derselben Weise wie Autos von Batterien angetrieben werden, da diese derzeit nicht ausreichend leistungsfähig sind, um die für den Start benötigte Energie bereitzustellen.

Ein weiteres strukturelles Hindernis stellen Gebäude dar. Energieineffiziente Gebäude können nicht einfach abgeschrieben werden, ihr Abriss schafft eigenständige Abfallprobleme und die Technologie zur CO2-Abscheidung ist bislang zu teuer, um nachträglich auf große bestehende industrielle Infrastrukturen angewendet zu werden.

Dennoch lassen sich die meisten fossilen Brennstoffe ersetzen. Dabei liegen große Hoffnungen auf emissionsfreien erneuerbaren Energien. Doch damit sind zwei grundsätzliche Probleme verbunden – die Abhängigkeit von natürlichen Einflüssen, die sie ermöglichen, und die global ungenügende Verfügbarkeit. Einfach gesagt funktionieren Windkraftwerke nicht, wenn der Wind nicht weht, und Solarkraftwerke funktionieren nicht bei Nacht.

Abbildung 11: Weltweite Stromerzeugung nach Quelle

Quelle: Worldometers.

Kohle andererseits ist reichlich vorhanden und lässt sich in Kraftwerken Tag und Nacht verbrennen. Die weltweiten Kohlereserven im Jahr 2025 betrugen mehr als 1 Billion Tonnen. Das ist genug für weitere 132 Jahre bei den derzeitigen Förderraten. Die USA verfügen über die größten Reserven der Welt, gefolgt von Russland und Australien. ²⁷

Die bekannten Ölreserven belaufen sich auf mehr als 1,6 Billionen Barrel. Das entspricht einer Reichweite von 47 Jahren beim derzeitigen Verbrauch. Die nationalen Reserven Venezuelas reichen sogar noch für 1.000 Jahre.²⁸ Bei Erdgas betragen die Reserven 6,9 Billionen Kubikfuß (0,2 Billionen Kubikmeter), was beim derzeitigen Verbrauche einem für weitere 52 Jahre ausreichenden Angebot entspricht.

Erneuerbare Energien haben sich in den letzten 30 Jahren erheblich weiterentwickelt. Ihr Anteil an der globalen Stromerzeugung ist von weniger als 10 % auf 26 % im Jahr 2022 gestiegen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur stammten jedoch 27,6 % der weltweiten Energie aus Kohle, 23,1 % aus Erdgas und 30,2 % aus Öl.²⁹ Dieser Anteil von 81 % ist in den letzten Jahrzehnten aufgrund der weltweit steigenden Energienachfrage stabil geblieben, auch wenn der Anteil der fossilen Brennstoffe an der gesamten Stromversorgung von 67 % auf 60 % zurückgegangen ist.

Grafik 12: Der weltweite Energiemix

Quelle: Internationale Energieagentur 2022.

Aus der Anlegerperspektive hat sich der Energiemarkt nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine völlig verändert, da die Preise für fossile Brennstoffe kurzzeitig massiv anstiegen, nachdem Sanktionen gegen russisches Gas verhängt worden waren. Dadurch erreichten Energieunternehmen mit die besten Performances an den Aktienmärkten, wodurch Anleger, die treuhänderisch gegenüber ihren Kunden verpflichtet sind, Renditen zu erwirtschaften, nicht umhin kamen, mit fossilen Brennstoffen handelnde Unternehmen in ihren Portfolios zu halten. Zugleich sanken die Renditen für Investitionen in erneuerbare Energien mit dem Gegenbewegungen gegen ESG und Netto-Null-Ziele, was nachhaltigen Investitionen weniger Attraktivität verlieh.

Obwohl es sich dabei um die womöglich beste Investition handelt, die ein Land tätigen kann, schrecken viele vor den Summen zurück, die mit der Bekämpfung des Klimawandels verbunden sind. Schätzungen von Goldman Sachs von Oktober 2024 deuten darauf hin, dass zur Erreichung des Ziels von 2 °C Investitionen in die Infrastruktur in einer Höhe erforderlich sind, die dem dreifachen US-BIP entsprechen. Von dieser Summe werden 29,4 Billionen USD für den Ausbau der erneuerbaren Energien als notwendig erachtet. ³⁰

Das heißt, dass bis 2070 jährlich 1,5 bis 2 Billionen USD für die Infrastruktur ausgegeben werden müssten, davon 7 Billionen USD für Stromnetze, 5,1 Billionen USD für die Energiespeicherung, 9,3 Billionen USD für die Klimaneutralität von Industrieprozessen und 1,3 Billionen USD für umweltfreundliche Wasserstoffanlagen. Diese Zahlen wirken zwar astronomisch, aber sie gehen auch mit der Schaffung von Arbeitsplätzen und dringend benötigter neuer Infrastruktur einher, die die wirtschaftliche Effizienz insgesamt verbessern werden.

Es ist außerdem wichtig, sich die Kosten des Nichtstuns vor Augen zu führen – es gibt kein „Weitermachen wie bisher“ mehr. Die Waldbrände in Kalifornien im Jahr 2025, die im höher gelegenen Teil der Stadt Los Angeles viel Zerstörung anrichteten, haben schätzungsweise Schäden in Hlhe von 200 Mrd. USD verursacht, wodurch viele Menschen obdachlos wurden. ³¹

Deshalb können wir es uns nicht leisten, das Geld nicht zu investieren, da die Konsequenzen wahrscheinlich schlimmer sind. Analysen des US National Resources Defense Council sprechen dafür, dass ein Verfehlen der Ziele des Übereinkommens von Paris die US-Volkswirtschaft in den nächsten Jahrzehnten bis zu sechs Billionen US-Dollar kosten könnte. Ein weltweites Scheitern könnte die globale Wirtschaftsleistung bis Ende des Jahrhunderts um mehr als 25 % verringern. ³²

Die CO2-Bepreisung zielt darauf ab, die Emissionen zu senken, indem den großen Emittenten direkte Kosten auferlegt werden. Die derzeitigen CO2-Preise sind jedoch viel zu niedrig und weit davon entfernt, eine globale Veränderung zu bewirken.

Im Jahr 2024 waren nur 24 % der weltweiten Emissionen von Systemen zur CO2-Bepreisung erfasst, davon 19 % im Rahmen des Emissionshandelssystems und 6 % durch direkte CO2-Steuern.³³ Der CO2-Preis reichte von 0,46 USD pro Tonne CO2e in Indonesien bis 167 USD in Uruguay, was bedeutet, dass nur 1 % der Emissionen über dem empfohlenen Preisniveau liegen. ³⁴

Untersuchungen sprechen dafür, dass zur Erreichung der Ziele des Übereinkommens von Paris die CO2-Preise aktuell 40-80 US-Dollar betragen müssten und bis 2030 auf 100-150 US-Dollar steigen sollten.³⁵ Ein solches Niveau würde allerdings den meisten Unternehmen in CO2-intensiven Branchen wie Stahlerzeugung und Zementproduktion die Geschäftsgrundlage nehmen.

Unterdessen gab es 2024 lediglich 75 existierende oder geplante Programme zur CO2-Bepreisung. Dazu gehörten 36 Systeme zum Emissionshandel einschließlich eines großen in der EU sowie 39 CO2-Steuern.³⁶ Der aktuelle CO2-Preis im EU-Emissionshandel beträgt rund 61 EUR pro Tonne CO2-Äquivalente.³⁷

Abbildung 13: CO2-Bepreisung – aktueller Stand und Trends

Quelle: Weltbank, 2019

Die obige Grafik zeigt eine Gegenüberstellung der CO2-Steuern eines Landes oder einer Region und ihres Anteils an den globalen Treibhausgasemissionen. Die nordischen Länder gehören zu den Ländern mit den höchsten CO2-Steuern und sind dennoch nur mittelgroße Emittenten. Kalifornien, das einst zu den Schlusslichtern gehörte, obwohl es zu den größten Emittenten der Welt gehört, liegt jetzt im Mittelfeld. China, inzwischen der größte Emittent der Welt, weist mit die niedrigsten CO2-Steuern auf, obwohl sie inzwischen gestiegen sind. Japans CO2-Steuer liegt am unteren Ende der Skala, obwohl es die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. ³⁸

Abbildung 14: CO2-Preise in der Welt

Quelle: Weltbank.

Nicht zuletzt ist der politische Wille entscheidend beim Kampf gegen den Klimawandel. Eine der Schöpferinnen des Übereinkommens von Paris, Christiana Figueres, bezeichnete dies als „verteilte Führungsverantwortung“. Demnach sollte jeder von der Staatsführung bis zum einzelnen Bürger auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten. Das erfordert eine starke Führungsrolle der Regierungen, an der es beispielsweise beim Thema Abholzung gemangelt hat.

Viele Länder geben weiterhin Milliarden an Subventionen für fossile Brennstoffe aus, während in den USA unter dem Motto „Immer weiter bohren“ von Präsident Trump immer neue Öl- und Gasfelder genehmigt werden. Unterdessen haben die Anti-ESG-Bewegung und die Einmischung des Kongresses gegen Netto-Null-Initiativen den weltweiten Enthusiasmus für die Bekämpfung des Klimawandels erheblich gebremst, selbst wenn sich die Wettersysteme verschlechtern und die weit verbreitete Entwaldung weitergeht.

Viele Anleger sind der Meinung, dass Anleger und Märkte zwar Lösungen skalieren können, die Politik aber den Weg ebnen muss.

²⁶ https://www.sciencedirect.com/topics/engineering/kaya-identity
²⁷ https://www.worldometers.info/coal/
²⁸ https://www.worldometers.info/
²⁹ https://www.iea.org/world
³⁰ https://www.goldmansachs.com/insights/articles/reaching-net-zero-is-forecast-to-require-nearly-75-trillion-of-investment
³¹ https://www.theguardian.com/us-news/2025/jan/13/la-fires-wildfire-economic-losses
³² https://www.nrdc.org/stories/paris-climate-agreement-everything-you-need-know#sec-summary
³³ https://carbonpricingdashboard.worldbank.org/compliance/coverage
³⁴ https://carbonpricingdashboard.worldbank.org/compliance/price
³⁵ https://www.nber.org/system/files/working_papers/w28472/w28472.pdf
³⁶ https://openknowledge.worldbank.org/bitstream/handle/10986/33809/9781464815867.pdf
³⁷ https://carbonpricingdashboard.worldbank.org/compliance/price
³⁸ https://carbonpricingdashboard.worldbank.org/compliance/price

Der Klimawandel stellt für Anleger ein erhebliches Risiko dar. Er repräsentiert allerdings auch einen Markt im Volumen von vielen Billionen Dollar, was entsprechende Lösungen angeht. Indem Investoren die damit verbundenen Chancen nutzen, können sie Teil der Lösung werden, da sie dadurch tatsächlich den Klimawandel abmildern. Nutzen sie die Chancen nicht, werden Investoren Teil des Problems, da sie die globale Erwärmung fördern und diese weiterhin finanzieren.

Die größten Chancen sind in zwei Hauptbereichen diesseits und jenseits des Zieldatums 2030 zu sehen, was die Erhöhung der Netto-Null-Investitionen bis 2050 angeht:

• Vor 2030 bestehen sie in existierenden Technologien: Investitionen in Energieeffizienz, erneuerbare Energien und die Elektrifizierung kleinerer Produkte wie Autos und Haushaltsgeräte.

• Nach 2030 verlagert sich der Fokus auf neue Technologien: beispielsweise die CO2-neutrale Gestaltung des Schwerverkehr durch Einsatz von grünem Wasserstoff sowie die CO2-Abscheidung.
  

Der Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien ist vielleicht die offensichtlichste und sichtbarste Chance. Der stärkste Wachstumsschub in diesem Bereich hat weg von Biomasse und Wasserkraft geführt – die seit Jahrhunderten genutzt werden – hin zu Wind- und Solarkraftwerken. Die Fortschritte sind beachtlich: Der Anteil der erneuerbaren Energien an der weltweiten Stromerzeugung lag im Jahr 2023 bei 30,3 %, gegenüber 19,7 % im Jahr 2010, obwohl die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen weitgehend unverändert geblieben ist.³⁹

Da für die Energiewende ein Fokus auf die Infrastruktur erforderlich ist, wird in der „Net Zero by 2050 Roadmap“ der Internationalen Energieagentur geschätzt, dass zur Erreichung von netto null Emissionen bis 2050 zwecks Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C die globalen Gesamtinvestitionen in umweltfreundliche Energien sich bis 2030 auf rund 4 Billionen US-Dollar pro Jahr mehr als verdreifachen müssen.⁴⁰

Abbildung 15: Der Investitionspfad für saubere Energie

Quelle: IEA.

Windkraft ist die bedeutendste neue Energiequelle, auf die im Jahr 2023 rund 8 % der gesamten globalen Stromerzeugung entfielen, nachdem es in den 1990er Jahren noch praktisch null waren. Ein Großteil der Windkraftanlagen befindet sich in küstennahen Gewässern. Einige der weltweit größten Windfarmen befinden sich heute in der Nordsee.⁴¹

Abgesehen von Stromerzeugungspotential bieten sich auch Investitionsmöglichkeiten in die Unternehmen, welche Windkraftanlagen herstellen, von denen einige die Höhe von Wolkenkratzern erreichen.⁴² Tatsächlich liegen viele Anlagechancen statt in den Windfarmen selbst in Strategien, welche auf Unternehmen ausgerichtet sind, die die entsprechende Technologie entwickeln und dafür benötigte Materialien produzieren.

Solarenergie hat ebenfalls einen Aufstieg erlebt. Auf sie entfielen im Jahr 2023 rund 5,5 % der weltweiten Stromproduktion, hauptsächlich aufgrund von Anlagen, die im letzten Jahrzehnt installiert wurden.⁴³ Wie im Fall der Windkraft liegt ein Großteil der Anlagechancen im Bereich der Ausrüstungshersteller, vor allem solchen, die Photovoltaikelemente produzieren, mit denen Sonnenlicht in Strom umgewandelt wird.

Abbildung 16: Erzeugung erneuerbarer Energie nach Quellen

Quelle: Our World in Data.

Die Elektrifizierung stellt eine andere Methode der Dekarbonisierung dar. Dabei ist die Abkehr von Verbrennungsmotoren in den meisten Transportmitteln ein offensichtlicher Gewinn. Der Anteil der Elektrofahrzeuge ist weltweit von nur 0,4 % im Jahr 2014 auf 15,8 % im Jahr 2023 gestiegen.⁴⁴ Da die meisten großen Autohersteller zugesagt haben, ihre Flotten bis 2035-2040 zu elektrifizieren, sollten die Tage benzingetriebener Fahrzeuge gegen Mitte dieses Jahrhunderts gezählt sein.

Es geht aber nicht nur um den Transport. Eine schwierigere Aufgabe stellt die Elektrifizierung von Gebäuden und der darin enthaltenen Geräte dar. Viele Bürogebäude nutzen nach wie vor Öl oder Gas, um ihre Heizungen oder Klimaanlagen zu betreiben. Millionen von Eigenheimen verfügen über Gasherde, Boiler und Zentralheizungen. Mit Niedrigspannung betriebene elektrische Induktionskochfelder gelten derzeit als die energieeffizienteste Lösung für Eigenheime.

All das wird die Nachfrage nach Strom drastisch erhöhen. Deshalb sind enorme Investitionen zum Ausbau der Leistungsfähigkeit der nationalen Stromnetze erforderlich. Dadurch wird die Nachfrage nach leitenden Metallen wie Kupfer, Aluminium und Stahl zunehmen, was weitere Chancen an den Rohstoffmärkten eröffnet. Allerdings hat dies auch eine Kehrseite in Form von Umweltschäden, die damit verbunden sein können.

Größere Entwicklungen vollziehen sich im Bereich Wasserstoff, der als effektive alternative Antriebsquelle für den kommerziellen Transport angesehen wird. Durch ihn könnten der Langstrecken-Güterverkehr einschließlich schwerer Lastwagen und Eisenbahnzüge dekarbonisiert werden, die dieselgetrieben sind, außerdem Containerschiffe, die sehr umweltschädliches Schweröl verbrennen, und sogar einige Flugzeugtypen.

Mit Wasserstoff könnte auch die Dekarbonisierung kaum vermeidbarer industrieller Prozesse wie der Düngemittel- und Stahlproduktion erfolgen. Es gibt drei Farbnuancen von Wasserstoff: grün, blau und grau je nach Herstellungsmethode.

Grafik 17: Wie Wasserstoff erzeugt wird

Quelle: Straits Research.

Bei der emissionsfreien Produktion von „grünem“ Wasserstoff wird mittels Elektrolyse Wasser in seine zwei Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der freigesetzte Wasserstoff kann anschließend in Brennstoffzellen verwendet werden. Erfolgt die Elektrolyse mittels Strom aus erneuerbaren Energien, ist das resultierende Produkt vollkommen CO2-frei hergestellt worden.

Der entsprechende Markt hat ein enormes Wachstumspotential, da derzeit nur 1 % des produzierten Wasserstoffs „grün“ ist. ⁴⁵ Der Großteil des Wasserstoffs wird derzeit aus Methan (CH₄) gewonnen, wobei „blauer“ Wasserstoff entsteht, sofern das als Nebenprodukt anfallende CO2 abgeschieden wird. Erfolgt das nicht, spricht man von „grauem“ Wasserstoff. „Grauer“ Wasserstoff gilt in einem CO2-armen Szenario nicht als gangbare Alternative, da keine Netto-Senkung der Emissionen erfolgt.

Grafik 18: Verwendung von Wasserstoff in der Weltwirtschaft

Quelle: The Fuel Cell and Hydrogen Energy Association (FCHEA), Roadmap to a US Hydrogen Economy (Oktober 2020)

1. Kohlenstoffabscheidung und -nutzung (für Chemieproduktion

2. Biokraftstoff, synthetischer Kraftstoff, Ammoniak

Nicht zuletzt liegen viele Hoffnungen in punkto Dekarbonisierung auf der Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS). Dabei handelt es sich um einen komplexen dreistufigen Prozess, bei dem die Emissionen eines Kraftwerks oder einer Fabrik abgeschieden, per Pipeline oder Schiff abtransportiert und sicher unter der Erde gespeichert werden. Dadurch wird verhindert, dass die Emissionen überhaupt in die Atmosphäre gelangen. Allerdings ist die Technologie teuer und mit der Speicherung des abgeschiedenen CO2 sind eigene Umweltprobleme verbunden.

Die meisten industriellen Einrichtungen können zwar mit CCS-Technologie nachgerüstet werden, doch ist die Integration beim Bau neuer Anlagen günstiger. Eine Kombination aus dem Verbrennen von Biomasse und anschließendem Einsatz von CCS-Technologie kann zu sogenannten „negativen Emissionen“ führen, da dann CO2 tatsächlich aus der Atmosphäre entfernt wird. Diese Technologie wird im Zeitverlauf an Bedeutung gewinnen, um die Klimaziele erreichen zu können.

³⁹ https://www.statista.com/statistics/489131/share-of-renewables-in-power-generation-globally/
⁴⁰ https://www.iea.org/reports/net-zero-by-2050
⁴¹ https://www.statista.com/statistics/1302053/global-wind-energy-share-electricity-mix/
⁴² https://www.c2es.org/content/renewable-energy/#:~:text=Solar%20photovoltaics%20are%20the%20fastest,percent%20of%20the%20world's%20electricity
⁴³ https://www.statista.com/statistics/1302055/global-solar-energy-share-electricity-mix/
⁴⁴ https://www.statista.com/statistics/1371599/global-ev-market-share/
⁴⁵ https://straitsresearch.com/report/green-hydrogen-market

Anleger haben eine Aufgabe – manche würden sagen, eine treuhänderische Pflicht –, wenn sie das Geld, das sie kontrollieren, in Unternehmen im Übergang investieren. Während überwiegend Einvernehmen dahingehend besteht, dass die Zukunft auf lange Sicht CO2-arm sein wird, sind die Kosten und Risiken des Übergangs in dieses Szenario noch nicht vollständig in den Marktpreisen berücksichtigt. Von daher ist es aus Portfolio- und Risikomanagement-Perspektive sinnvoll, beim Übergang vorne dabei zu sein.

Assetmanager haben vor allem drei Möglichkeiten dies zu tun – durch von ESG-Faktoren in den Anlageprozess, durch Übergangsfinanzierung, sowie durch Active Ownership. Damit können Sie die Kundengelder in nachhaltigere Unternehmen umlenken und Unternehmen meiden, die diesbezüglich im Rückstand sind.

Die ESG-Integration hat sich zunehmend etabliert. Fast die Hälfte (46 %) der Anleger in Europa machen mittlerweile Gebrauch davon.⁴⁶ Der Bericht der Global Sustainable Investment Alliance aus dem Jahr 2022 zeigt, dass weltweit 30,3 Billionen USD in nachhaltige Anlagen investiert sind.⁴⁷


Grafik 19: Globales Vermögen im Sustainable Investing

Quelle: Global Sustainable Investment Alliance 2022.

Während bei der ESG-Integration offensichtliche Aspekte wie die Umweltbilanz eines Unternehmens, der CO2-Fußabdruck, der Wasserverbrauch und die Abfallbewirtschaftung bewertet werden, läutete das Aufkommen von Netto-Null-Zielen ab den 2020er Jahren ein neues Zeitalter direkten Climate Investings ein. Die Mittel, mit denen Anleger direkt in Klimaprodukte investieren können, werden im nächsten Kapitel ausführlicher behandelt.


Grafik 20: Regionaler Anteil an nachhaltigen Vermögenswerten

Quelle: GSI-Allianz 2022.

Die fünfte jährliche Umfrage von Robeco namens „Climate Investing Survey“, an der 300 Anleger im Jahr 2025 teilnahmen, ergab einen weiteren Rückgang bei den Anlegern, die dem Klimaschutz Priorität einräumen, nachdem ESG-Investitionen in den Hintergrund getreten sind und sich in den USA gegen Netto-Null-Initiativen ausgesprochen wurde. Die Umfrage belegt, dass der Prozentsatz der weltweiten Anleger, für die der Klimawandel für ihre Anlagepolitik von Bedeutung ist, von 62 % im Jahr 2024 auf 46 % gesunken ist, was wiederum am nachlassenden Interesse in den USA liegt.

Die Verpflichtungen in Europa, wo 62 % der Anleger dem Klimaschutz Priorität einräumen, sowie im asiatisch-pazifischen Raum (59 %), der erst 2025 leicht hinter Europa zurückgefallen ist, bleiben stärker. Der stärkste Rückgang ist nach wie vor in Nordamerika zu verzeichnen, wo nur noch 23 % der Anleger das Klima in den Mittelpunkt stellen, gegenüber 35 % im Jahr 2024. Das bedeutet, dass der Stellenwert des Klimaschutzes in allen drei Regionen gesunken ist, was den zunehmenden politischen Widerstand gegen die viele Billionen Dollar teure Aufgabe der Bekämpfung der globalen Erwärmung widerspiegelt.

Grafik 21: Dem Climate Investing zugewiesene Priorität

Quelle: Robeco Global Climate Investing Survey 2025.

Es scheint sich jedoch um einen vorübergehenden Rückschlag zu handeln, der direkt mit dem derzeitigen politischen Klima in Verbindung steht. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) ist der Meinung, dass Trumps Agenda, die sich für fossile Brennstoffe und gegen saubere Energie ausspricht, den Netto-Null-Umstieg zwar behindern wird, aber nach seinem Ausscheiden aus dem Amt wieder in Schwung kommen wird. Ein ähnlicher Prozentsatz (53 %) gab an, dass die Politik der US-Regierung ihre Fortschritte bei der Dekarbonisierung ihrer Portfolios wahrscheinlich verlangsamen wird, allerdings nur kurzfristig.

Auch bei den Anlegern hat sich der Schwerpunkt von reinen Nachhaltigkeitsinvestitionen hin zur Übergangsfinanzierung verlagert. Kurz gesagt, bedeutet Übergangsfinanzierung, dass in weniger nachhaltige Unternehmen oder Projekte investiert wird, um sie bei der Umstellung auf CO2-ärmere und naturfreundlichere Geschäftspraktiken zu unterstützen. Das unterscheidet sich vo, Sustainable Investing, das weitgehend auf Unternehmen abzielt, die bereits „grün“ sind, anstatt nach Unternehmen zu suchen, die sich noch auf dem Weg befinden – von „braun“ zu „grün“.

Oft heißt es, wenn Netto-Null das Ziel ist, der Übergang die Reise dahin darstellt. Daher benötigen die meisten Anleger sowohl einen Top-Down- als auch einen Bottom-Up-Ansatz. Top-Down strebt eine Dekarbonisierung des Portfolios an, mit einem klaren Netto-Null-Ziel. Der Bottom-Up-Ansatz bedeutet, dass Unternehmen (im Hinblick auf Aktien) und Länder (im Hinblick auf Staatsanleihen) analysiert werden, die diesen Übergang erleichtern können.

Die Vorreiter und Nachzügler des Übergangs zu erkennen, ist wichtig. Robeco verwendet eine „Klimaampel“, um die Unternehmen im Portfolio zu bewerten, deren Geschäftsbetrieb und Netto-Null-Strategien mit einem 1,5 °C-Szenario übereinstimmen (grün); Unternehmen, die sich in der Entwicklung befinden und von Ermutigung profitieren können, oft durch Engagement (gelb); und Unternehmen, die sich nicht anpassen und sich verbessern müssen oder den Ausschluss riskieren (rot).

Eine Menge privates oder staatliches Kapital wird auch in die Abschwächung des Klimawandels oder die Anpassung an ihn investiert. Laut dem Climate Funds Update sind inzwischen 1,5 Milliarden USD für Projekte zugesagt worden, die von der Wiederaufforstung des Amazonas bis hin zu Programmen zum Ausbau erneuerbarer Energien in Schwellenländern reichen.⁴⁸

Active Ownership kann als Hilfsmittel eingesetzt werden, um die Bereitschaft für den Klimaschutz von Unternehmen und ihre Ausrichtung auf Netto-Null-Ziele zu verbessern. Aus Aktionärsperspektive kann die Stimmabgabe ein leistungsfähiges Instrument sein, um Bedenken hinsichtlich der Pläne von Unternehmen zum Übergang zu äußern und Einfluss auf Veränderungen zu nehmen.

Eine zunehmend verbreitete Taktik besteht darin, gegen die Verlängerung der Amtsdauer von Direktoren zustimmen, wenn ein Unternehmen nicht genug getan hat, um sein ESG-Profil zu verbessern. Eine andere Methode ist das Einreichen von Aktionärsanträgen zu Umweltthemen. Damit werden häufig große Öl- und Gaskonzerne gezwungen, sich mit umstrittenen Themen zu beschäftigen.

Eine neue Form von Resolution ist 2021 entstanden – das sogenannte „Say on Climate“. Dabei stellen Unternehmen ihre Strategie zur Energiewende auf der Jahreshauptversammlung vor. Mit ihrem Votum bringen Aktionäre zum Ausdruck, ob sie der Meinung sind, dass sich das Unternehmen auf einem vernünftigen Dekarbonisierungspfad befindet. In den meisten Fällen sind die Vorhaben mit überwältigender Mehrheit gebilligt worden.

Ein Engagement in Form eines Dialogs mit den Unternehmen im Portfolio ist eine weitere Möglichkeit, Verbesserungen im Hinblick auf ESG zu erreichen. Im Rahmen dieses Prozesses erklärt sich ein Unternehmen bereit, über einen festgelegten Zeitraum (häufig bis zu drei Jahre) Gespräche über die Bedenken der Investoren zu führen. Dies hat sich oft als effektiv erwiesen im Hinblick auf die Erzielung von Fortschritten in Bereichen wie Klimamaßnahmen, Abholzung zur Gewinnung von Palmöl und Wegwerfartikel aus Plastik oder übermäßiger Abfallproduktion.

Ein umfangreiches Engagement erfolgt in Bezug auf Programme zur Dekarbonisierung. Dabei sind in den letzten Jahren auch Finanzinstitutionen in den Fokus gerückt, beispielsweise Banken, die Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß refinanzieren, also nicht nur die Emittenten selbst.

Letztlich können Anleger damit drohen, Unternehmen auszuschließen, die sich weigern, CO2-ärmere Praktiken einzuführen, und ihnen so Fremdkapital entziehen. Diese Mischung aus Dialog und der drohenden Möglichkeit eines Ausschlusses war wirksam, um die Energieriesen davon zu überzeugen auf CO2-ärmere Geschäftsmodelle umzusteigen, die auf erneuerbare Energien setzen.

Da kein Investor für sich genommen viel erreichen kann, gelten Investoren-Zusammenschlüsse zunehmend als Weg nach vorn. Sie erlauben es Investoren, ihre Ressourcen zu bündeln, um wichtige Themen anzugehen, an denen sie alle interessiert sind. Auf diese Weise kann sich das betroffene Unternehmen zudem mit einer übergeordneten Gruppe auseinandersetzen anstatt Dutzende separater Dialoge zum selben Thema zu führen.

Einer der wichtigsten Zusammenschlüsse ist Climate Action 100+. Die Initiative wurde 2017 gegründet und hat zum Ziel, die größten Treibhausgasemittenten der Welt dazu zu ermutigen in Richtung Dekarbonisierung tätig zu werden. Die Wirksamkeit hat sich schnell erwiesen. So stand der Zusammenschluss hinter einer Initiative im Jahr 2018, die den Giganten Shell dazu veranlasste, die Bezahlung von Führungskräften erstmals an Ziele der CO2-Reduzierung zu knüpfen.

Eine weitere einflussreiche Organisation ist die Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC). Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss in Europa, der mehr als 400 Mitglieder aus 27 Ländern umfasst. Die Mitglieder der 2012 gegründeten Organisation sind vorwiegend Pensionsfonds und Asset-Manager. Sie verwalten zusammen mehr als 65 Billionen USD.⁴⁹

Grafik 22: Die wichtigsten Grundsätze des Netto-Null-Fahrplans

Quelle: Robeco, IIGCC.

Im Jahr 2020 gründete die IIGCC die Net Zero Asset Managers-Initiative, um das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu verfolgen. Ihre Mitglieder haben den Net Zero Carbon Pledge unterzeichnet, mit dem sie zusagen, alle ihre Anlagestrategien bis Mitte des Jahrhunderts CO2-neutral zu gestalten. Dies wurde 2024 durch die Infragestellung dieser Zusagen durch den US-Kongress erschüttert, woraufhin sich viele aus dem Projekt zurückzogen, obwohl das Engagement für das Netto-Null-Konzept nach wie vor groß ist.

⁴⁶ http://www.gsi-alliance.org/wp-content/uploads/2019/06/GSIR_Review2018F.pdf
⁴⁷ https://www.gsi-alliance.org/members-resources/gsir2022/
⁴⁸ https://climatefundsupdate.org/the-funds/
⁴⁹ https://www.iigcc.org/our-members

Viele der Lösungen für den Klimawandel stammen von privaten Unternehmen. Solche Firmen entwickeln Alternativen zu fossilen Brennstoffen und innovative Methoden zur Dekarbonisierung der Welt. Die meisten von diesem Firmen sind zugänglich für Anleger, die Rendite erzielen und gleichzeitig ihren Teil dazu beitragen wollen, die globale Erwärmung zu bekämpfen.

Direktinvestitionen erfolgen gewöhnlich bei den Unternehmen selbst. Der Großteil der Innovationen wird aus Unternehmenskapital finanziert – von der Erfindung des Autos und des Mobiltelefons bis hin zur Technologie, die Solarpaneele ermöglicht hat.

Die meisten Investoren investieren bevorzugt in Aktien und Anleihen der Unternehmen, die hinter diesen Innovationen stehen, anstatt direkt die Infrastruktur wie Solarkraftwerke, Windfarmen oder CO2-Abscheidung zu finanzieren. Investoren tendieren deshalb dazu, Wertpapiere der Betreiber von Infrastruktur im Bereich Erneuerbare Energien zu kaufen. Dazu gehören auch die großen Ölkonzerne, die auf Wind- und Solarenergie umstellen.

Investitionen in klimabezogene Strategien haben an Popularität gewonnen. An der Spitze stehen die Themen Erneuerbare Energien, Dekarbonisierung, Elektrifizierung und der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft. Der Ausbau der Stromnetze und der Wechsel zu Elektroautos öffnet Chancen für Strategien mit Ausrichtung auf „intelligente“ Energie, Mobilität und Rohstoffe, die auf die neuen Technologien, Prozesse und Mineralien dahinter abzielen.

Das Thema Kreislaufwirtschaft legt den Fokus auf die Abkehr vom abfallintensiven linearen Wirtschaftssystem „Herstellen, Nutzen und Wegwerfen“ hin zu einem System, das weniger Ressourcen verbraucht und weniger Abfall produziert. Das Konzept umfasst Begriffe wie Recycling, Redesigning, Wiedernutzung, Verfeinerung, Wiederaufarbeitung und Reparatur. Ziel dabei ist eine effizientere Nutzung der Ressourcen unserer Erde. So zeigen Untersuchungen, dass das lineare Modell endliche Ressourcen 1,75 mal schneller verbraucht, als es den regenerativen Fähigkeiten der Erde entspricht. ⁵⁰


Grafik 23: Welche Chancen die Kreislaufwirtschaft bietet

Quelle: Grafiken von Robeco.

Impact Investing stellt eine weitere Möglichkeit dar, im Hinblick auf den Klimawandel sowohl etwas Positives zu bewirken als auch eine finanzielle Rendite zu erzielen. Die Anlageform hat an Popularität gewonnen, seitdem die UN im Jahr 2015 ihre Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) formuliert hat. 2024 haben Anleger nach Angaben des Global Impact Investing Network (GIIN) mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar in spezielle Impact-Fonds investiert.

Mehrere der SDGs zielen auf die Bekämpfung der globalen Erwärmung ab, vor allem SDG 13 (Klimamaßnahmen), SDG 7 (umweltfreundliche und bezahlbare Energie) und SDG 12 (verantwortungsbewusste(r) Konsum und Produktion). Zwei Weitere zielen auf intakte Ökosysteme ab, die durch nicht-nachhaltige Praktiken geschädigt werden: SDG 14 (Leben unter Wasser) und SDG 15 (Leben an Land).

Es sind Anlagestrategien entwickelt worden, die Aktien und Anleihen von Unternehmen erwerben, welche einen Beitrag zu einem oder mehreren der SDGs leisten können. Robeco hat beispielsweise ein eigenes SDG-Rahmenwerk entwickelt, das anhand eines dreistufigen Prozesses untersucht, was ein Unternehmen herstellt, wie es dieses Produkt herstellt und ob das Unternehmen in etwaige Kontroversen verwickelt war, um seinen gesamten Nettobeitrag zu ermitteln. Die sich daraus ergebenden Scores werden zur Auswahl von Wertpapieren für SDG-Portfolios mit Anleihen und Aktien benutzt.⁵¹

Grafik 24: Das Robeco SDG Framework

Quelle: Robeco.

Green Bonds sind ein anderes Instrument, mit dem man etwas bewirken kann. Dabei handelt es sich um Schuldverschreibungen, deren Erlös ausschließlich zur Förderung Klima- und umweltbezogener Nachhaltigkeitsziele verwendet werden. Damit sich eine Anleihe als „grün“ qualifiziert, müssen ihre Erlöse Projekten mit eindeutigen und quantifizierbaren Umweltvorteilen zugutekommen. Dazu gehören unter anderem erneuerbare Energien, Wiederaufforstung oder Abfallmanagement.

Emittiert werden sie typischerweise von Regierungen, staatlichen Agenturen oder supranationalen Institutionen. Demnach können Käufer aus einem breiten Spektrum auswählen. Aufgrund der Uneinigkeit darüber, was tatsächlich ein umweltfreundliches Projekt kennzeichnet, hat die EU einen Green Bond Standard geschaffen. Dabei handelt es sich um ein Zertifizierungsschema, das im Einklang mit der EU-Taxonomie steht, welche die Kriterien dafür festlegt, was wirklich nachhaltig ist.⁵² Um diese zu ergänzen und den Anlegern Sicherheit zu bieten, hat Robeco seine eigene fünfstufige Methode zur Bewertung, ob Green Bonds tatsächlich grün sind.

Nachdem er klein gestartet ist, ist der Markt für Green Bonds heute einer der größten der Welt. Laut der Climate Bonds Initiative sollen bis Anfang 2025 3,5 Billionen USD investiert werden.⁵³

Es hat sich eine Reihe von Anlageprodukten entwickelt, die speziell auf die Dekarbonisierung, den Weg zum Netto-Null-Ziel und die Anbieter erneuerbarer Energien ausgerichtet sind. Einige zielen auf natürliche Lösungen zur Abschwächung des Klimawandels ab, wie z. B. die Wiederaufforstung, andere auf technologische Lösungen wie die CO2-Abscheidung und -Speicherung.

Es gibt maßgeschneiderte Klimafonds, die sich an Benchmarks orientieren, welche oft speziell darauf ausgelegt sind, die Geschäftsaktivitäten der im Index enthaltenen Emittenten mit den Zielen des Übereinkommens von Paris in Einklang zu bringen. Diese erstellen in der Regel Portfolios mit einem CO2-Fußabdruck, der um 50 % niedriger ist als der einer herkömmlichen Benchmark. Anschließend soll in jedem Jahr eine Verringerung des CO2-Fußabdrucks um 7 % erfolgen. Unternehmen aus dem Bereich fossiler Brennstoffe werden ausgeschlossen.

Leider ist Anlegern nicht alles zugänglich: der Großteil der globalen Kohlevorkommen beispielsweise befindet sich in Staatseigentum, sodass Ausschlüsse hier nicht funktionieren. Zudem erfolgen die meisten nicht nachhaltigen Aktivitäten wie Abholzung illegal. Allerdings ist es mithilfe von Technologien möglich, das ungenehmigte Fällen von Bäumen festzustellen, indem Hilfsmittel wie „Spionage“satelliten und Drohnen eingesetzt werden. Der nachstehend abgebildete Sentinel-1-Satellit der Europäischen Weltraumagentur können zur Identifikation von Abholzung genutzt werden.

Quelle: Getty Images.

⁵⁰ https://www.robeco.com/en/insights/2020/10/investing-in-the-circular-economy.html
⁵¹ https://thegiin.org/publication/research/sizing-the-impact-investing-market-2024/
⁵² https://www.robeco.com/en-int/glossary/sustainable-investing/eu-green-bonds-standard
⁵³ https://www.climatebonds.net/

Nationale Bemühungen zur Ersetzung fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien stehen bei der Verringerung der globalen Erwärmung im Mittelpunkt, da auf die Stromerzeugung 25 % aller Emissionen entfallen.⁵⁴ Das ist für Staaten mit Zugang zum Meer besonders wichtig, die unverhältnismäßig unter dem steigenden Meeresspiegel leiden, wenn das Problem nicht angegangen wird.

Ein Land, das dabei führend ist, ist das Vereinigte Königreich. Dort sind die Emissionen seit 1990 um mehr als 40 % gesunken, mehr als in jedem anderen Land.⁵⁵Die Zusage des Vereinigten Königreichs im April 2021, seine Emissionen gegenüber dem Niveau der 1990er Jahre bis 2030 um 68 % und bis 2035 um 78 % zu senken, zählt ebenfalls zu den umfangreichsten weltweit.

Zu diesem Fortschritt beigetragen haben die umfangreichen Investitionen in Offshore-Windfarmen. Dazu zählt das größte Feld mit Windturbinen der Welt, das London Array in der Nordsee. Das Vereinigte Königreich ist heute der zweitgrößte Offshore-Windmarkt der Welt, in dem 2024 viermal so viel Kapazität installiert ist wie 2012.⁵⁶ Den größten Beitrag unter den Erneuerbaren Energien leistet nach wie vor die Wasserkraft, die in Schottland seit dem 19. Jahrhundert genutzt wird.

Infolge dieser Zusagen ist Großbritannien auf dem dritten Platz im Climate Change Performance Index 2025, einem jährlichen Ranking von 57 Ländern und der EU hinsichtlich ihrer Bemühungen zur Abschwächung des Klimawandels. Diese Länder decken 90 % der globalen Treibhausgasemissionen ab.⁵⁷

Es gibt aber auch Vorbehalte: Ein weiteres Problem ist, dass die Zahl von 40 % sich auf CO2-Emissionen an Land bezieht. Emissionen des Luft- und Schiffsverkehrs sowie die mit Importgüter verbundenen CO2-Emissionen sind darin also nicht enthalten. Bezieht man diese Emissionen mit ein, verringert sich der Rückgang seit 1990 auf rund 11 %. ⁵⁸

Grafik 25: Stromerzeugung im Vereinigten Königreich

Quelle: UK National Grid.⁵⁹

Während Anlagen in Wind- und Solarstrom die Schlagzeilen beherrschen, kommt eine an Bedeutung gewinnende Quelle erneuerbarer Energien direkt aus der Erde – geothermische Energie.

Mit großem Erfolg genutzt wird sie in Chile, wo sich 15 % der Vulkane und 8 % der Geysire der Welt befinden. Die Hitze aus geschmolzenem Gestein und unterirdischen Quellen kann in Strom umgewandelt werden. Das geothermische Potential Chiles beträgt rund 16 GW, ausreichend für die Energieversorgung von 5 Millionen Haushalten. ⁶⁰

Die Geographie des Landes unterstützt erneuerbare Energien auch in anderer Hinsicht. Die Energie von Meereswellen wird entlang der 5000 km langen Küste erschlossen, während die Atacama-Wüste – der trockenste Ort der Welt – die höchste Sonnenscheinintensität aufweist. Das Vallenar-Solarkraftwerk in der Atacama-Wüste war das größte in Südamerika, als es 2016 in Betrieb genommen wurde. ⁶¹

Insgesamt entfallen auf erneuerbare Energien mittlerweile 60 % der Stromproduktion in Chile – der höchste Anteil in Lateinamerika.⁶² Infolgedessen befindet sich das Land 2025 auf Platz neun des Climate Change Performance Index.

Grafik 26: Die Produktionskapazität im Bereich Erneuerbare Energien in Chile steigt exponentiell

Quelle: BNamericas.

Ein Sektor, der beim Übergang führend ist, ist die Automobilbranche. Weltweit gibt es 1,5 Milliarden Fahrzeuge, auf die 14 % aller Emissionen entfallen. Wenn man sie elektrifiziert, würde das einen beträchtlichen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Übereinkommens von Paris leisten.⁶³

Einige große Autohersteller haben zugesagt, ihre Flotten bis 2040 auf Elektroantrieb umzustellen. In einigen Ländern wird die Herstellung neuer benzingetriebener Autos bis 2050 verboten sein. Norwegen will das erste Land werden, in dem der Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 verboten ist⁶⁴. Das Vereinigte Königreich plant dasselbe für das Jahr 2035, nachdem es die Frist aufgrund der Lebenshaltungskostenkrise um fünf Jahre verschoben hat. ⁶⁵

Im Rahmen eines von der IIGCC koordinierten Engagement-Programms im Jahr 2018 wurden erstmals feste Zusagen von Autoherstellern angestrebt und damit mehrere Durchbrüche erzielt. Volkswagen und Daimler haben sich das langfristige Ziel von netto null Emissionen bis 2039 bzw. 2040 gesetzt. Volkswagen ging so weit, als erster Autohersteller nur noch auf eine einzige Technologie zu setzen – batteriegetriebene Elektroautos. Andere verfolgen Hybrid-, Brennstoffzellen- und Wasserstoffantrieb oder einen Mix aus unterschiedlichen Technologien.

Während sich die etablierten Autohersteller langsam vom Verbrennungsmotor verabschieden, sind die reinen Elektroautohersteller neu im Spiel. Zwei weltweit tätige Unternehmen sind hier inzwischen führend.

Das chinesische Unternehmen BYD hat sich zum weltweit größten Hersteller von Elektroautos entwickelt und produziert derzeit 4,3 Millionen Fahrzeuge pro Jahr, mit einem Gesamtumsatz von 602 Milliarden CNY (83 Milliarden USD) im Jahr 2023. Das Unternehmen mit Sitz in Shenzhen wurde 1995 als Batteriehersteller unter dem chinesischen Namen Biyadi gegründet. Daraus wurde BYD, das für die Werbung in den USA als Marke „Build Your Dreams“ firmiert.

Der US-Autobauer Tesla produzierte im Jahr 2024 1,8 Millionen Elektrofahrzeuge und erzielte einen Umsatz von 97,7 Milliarden US-Dollar. Als einer der sogenannten „Glorreichen Sieben“ in den USA ist der Marktwert des Unternehmens im Jahr 2024 in den exklusiven Club von über 1 Billion USD aufgestiegen.

Der rasante Aufstieg des Unternehmens seit seiner Gründung als Start-up im Jahr 2003 hat CEO Elon Musk mit einem Vermögen von mehr als 200 Milliarden US-Dollar zum reichsten Menschen der Welt gemacht. Der Marktwert von Tesla ist zudem höher als der aller anderen traditionellen US-Autohersteller zusammen. Die nächsten Konkurrenten Ford und Volkswagen haben beide einen Marktwert von weniger als 50 Milliarden US-Dollar.

Engagement kann sehr wirksam sein, wenn es darum geht, die Geschäftsmodelle von Unternehmen zu ändern, die noch zu sehr von fossilen Brennstoffen abhängig sind. Viele von ihnen hinken in ihren Bemühungen um einen Übergang zu weniger CO2-Emissionen hinterher. Daher eröffnet Robeco den Dialog mit ihnen als Teil der Gruppe Climate Action 100+, die sich aus internationalen Anlegern zusammensetzt.

Die wichtigste Forderung lautet, dass die Unternehmen ein klares Netto-Null-Ziel mit umsetzbaren Zwischenzielen und einer klaren Dekarbonisierungsstrategie festlegen. Zwei Unternehmen, bei denen wir CA100+-Engagements im emissionsintensiven Energiesektor geleitet haben, sind:

Der tschechische Energieversorger CEZ ist ein solches Unternehmen mit einem erheblichen Kohleanteil. Zu Beginn des Engagements hatte das Unternehmen keine ehrgeizigen Emissionsziele und es fehlte ein kohärenter Plan für den Klimaschutz, der aufzeigte, wie sich der Energiemix entwickeln würde, um bis 2050 netto null zu erreichen. Das Unternehmen hatte geplant, bis 2050 aus der Kohle auszusteigen, verfügte aber nicht über einen glaubwürdigen Weg dorthin.

Nach zwei Jahren des Engagements verabschiedete CEZ im Dezember 2023 an 1,5 °C orientierte Ziele für 2030, die von der Science-Based Targets Initiative (SBTi) extern überprüft wurden, und zog sein Netto-Null-Ziel auf 2040 vor. Außerdem hat das Unternehmen seine Verpflichtung zum Ausstieg aus der Kraftwerkskohle von 2038 auf 2033 vorgezogen, und der Anteil der Kohlekraftwerkskapazität ist von 8 GW im Jahr 2021 auf 4,3 GW im Jahr 2024 gesunken.

Der Klimaschutzplan des Unternehmens beschreibt nun den erwarteten Energiemix bis 2030 und die erforderlichen Investitionen zur Umsetzung der Energiewende.

Ein weiteres Unternehmen, das bei der Dekarbonisierung einen Schubs brauchte, war TotalEnergies. Wir arbeiten seit vielen Jahren mit dem französischen Energie- und Petrochemiekonzern zusammen, um einen Übergangsplan zu erarbeiten, und das Unternehmen ist nun der mit Abstand größte Produzent von erneuerbaren Energien unter den Konzernen, wobei der Anteil der CO2-armen Energie an den Einnahmen immer weiter steigt.

Trotz erheblicher Fortschritte ist der Emissionspfad des Unternehmens allerdings nicht mit CO2-armen Szenarien vereinbar, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass die beträchtliche Ausweitung der Gasproduktion die absoluten Emissionen hoch hält. In jüngster Zeit konzentrierte sich das Engagement vor allem auf die Dekarbonisierungsstrategie von Total, vor allem auf die Widerstandsfähigkeit der laufenden Investitionen in Öl- und Gasprojekte und auf das Lobbyarbeit für den Klimaschutz.

Daher verfügt Total über einen gut ausgearbeiteten Übergangsplan und hat im Gegensatz zu einigen anderen Unternehmen keine Rückschritte zu verzeichnen. Wir haben uns mit dem Unternehmen auch zu allgemeineren Themen wie Menschenrechte, gesellschaftliches Engagement und biologische Vielfalt ausgetauscht. Dazu gehörte auch der Besuch eines umstrittenen Projekts in Uganda, um nachzuvollziehen, wie das Unternehmen mit diesen Fragen umgeht und wie sie mit dem Klimawandel zusammenhängen.

⁵⁴ https://www.epa.gov/sites/production/files/2016-05/global_emissions_sector_2015.png
⁵⁵ https://www.gov.uk/government/news/uk-enshrines-new-target-in-law-to-slash-emissions-by-78-by-2035
⁵⁶ https://www.great.gov.uk/international/investment/sectors/offshore-wind/
⁵⁷ https://ccpi.org/ranking/
⁵⁸ https://www.carbonindependent.org/32.html
⁵⁹ https://grid.iamkate.com/
⁶⁰ https://www-pub.iaea.org/MTCD/publications/PDF/cnpp2016/countryprofiles/Chile/Chile.htm#:~:text=Installed%20power%20generation%20capacity,systems%20(SEA%20and%20SEM)
⁶¹ https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Archive:Chile-EU_-_statistics_on_energy
⁶² https://www.statista.com/statistics/1262922/chile-renewables-share-electricity-mix/
⁶³ https://www.thedrive.com/guides-and-gear/how-many-cars-are-there-in-the-world
⁶⁴ https://www.bbc.com/news/articles/cg52543v6rmo
⁶⁵ https://pod-point.com/guides/2035-diesel-and-petrol-car-ban-in-the-uk-everything-you-need-to-know

1. Der Klimawandel ist die langfristige Änderung von Temperaturen und Wettermustern, die zu einer Bedrohung des Lebens auf der Erde führt, wenn nichts dagegen unternommen wird. Mehrere aufeinanderfolgende internationale Protokolle haben darauf reagiert und führten zum Klimaabkommen von Paris im Jahr 2015. Anschließend wurden vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) Emissionsziele festgelegt.
   
   

2. Nur wenn wir die Treibhausgase verringert werden, können wir die Ziele von Paris umsetzen. Die Regierungen haben darauf reagiert, indem sie nationale Ziele für die Senkung der Emissionen festgelegt haben. Diese mündeten in den meisten Fällen in Zusagen, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Anleger gehen auf Unternehmen mit hohen Emissionen im Rahmen von Engagement-Programmen zu und legen eigene Netto-Null-Ziele für ihre Portfolios fest. Die Regulierung erhöht ebenfalls die Standards mittels neuer Vorgaben.
   
   

3. Der Klimawandel stellt für Investoren ein Problem von doppelter Relevanz insoweit dar, als die globale Erwärmung sich auf ihre Anlagen auswirkt und umgekehrt. Deshalb ist es notwendig, einen Top-Down-Ansatz mit einem Bottom-Up-Ansatz zu verknüpfen. Es bestehen beträchtliche Anlagemöglichkeiten, wenn man sich auf den Übergang konzentriert. Die Ausrichtung von Investitionen auf das Übereinkommen von Paris und wissenschaftlich fundierte Pläne können zur Erreichung der Ziele beitragen.
   
   

4. Auch wenn der Kampf gegen den Klimawandel von elementarer Bedeutung ist, müssen noch viele Hindernisse überwunden werden. Das Ersetzen der reichlich vorhandenen Kohle-, Öl- und Gasressourcen, die rund um die Uhr verbrannt werden können, durch weniger verlässliche erneuerbare Energien stellt eine beträchtliche Herausforderung dar. Die CO2-Bepreisung ist zu niedrig und nicht weit genug verbreitet, um einen ausreichenden Effekt zu erzielen. Die Kosten des Ersatzes der bestehenden Infrastruktur stellen ein Hindernis für Länder mit niedrigem Einkommen dar. Es ist ein entsprechender politischer Wille erforderlich, um Entwicklungen wie die Subventionierung von fossilen Brennstoffen und die Abholzung der Wälder zu beenden.
   
   

5. Was die verfügbaren Lösungen angeht, sind erneuerbare Energien ideal für die Dekarbonisierung, gefolgt von dem enormen Potential „grünen“ Wasserstoffs in kaum zu ersetzenden Bereichen wie dem Schwertransport. Die zunehmende Verbreitung von Elektroautos ist Teil eines umfangreicheren Elektrifizierungstrends, der eine Vielzahl investierbare neue Rohstoffe und Mineralien beinhaltet. Die Abscheidung von CO2 ist eine andere mögliche Lösung, die entsprechende Nachrüstung der bestehenden Infrastruktur ist aber teuer.
   
   

6. Den Investoren kommt eine bedeutende Rolle zu. Es gibt eine eindeutige Notwendigkeit, mithilfe von ESG-Integration und über direkte Finanzierung des Klimaschutzes Kapital in Unternehmen zu lenken, die sich der Dekarbonisierung verschrieben haben. Immer mehr Unternehmen konzentrieren sich auf die Übergangsfinanzierung. Eine Active Ownership und Engagement können willkommene Änderungen bewirken, und Kooperationen sind zunehmend erfolgreich dabei, die größten Emittenten ins Visier zu nehmen.
   
   

7. Die Möglichkeiten zur Investition in Klimalösungen haben zugenommen. Einige davon zielen mittels thematischer Investments auf Trends wie Erneuerbare Energien und Elektrifizierung ab. Impact Investing bietet eine spezifischere Methode, sich auf Ziele wie die SDGs auszurichten. Green Bonds, die zur Finanzierung von Umweltprojekten ausgegeben wurden, gewinnen an Popularität. Das gleiche gilt für Strategien, die sich an Paris-konformen Benchmarks orientieren.
   
   

8. Fortschritte werden auf Länder-, Branchen- und Unternehmensebene erzielt. Zwei Länder sind weltweit führend im Bereich Erneuerbare Energien geworden: das Vereinigte Königreich (Windkraft) und Chile (Geothermie). Durch Engagement ist ein Wandel im bislang auf Verbrennungsmotoren ausgerichteten Automobilsektor bewirkt worden, da dieser nun zu Elektrofahrzeugen übergeht, denn auf dem Markt für Elektrofahrzeuge haben sich zwei Giganten etabliert. Dieses Engagement trägt dazu bei, dass sich Energieunternehmen von fossilen Brennstoffen abwenden.
   

Wenn Sie all diese Informationen studiert haben, sind sie bereit, den Test zu absolvieren.