15-02-2023 · Einblick

Die Dekarbonisierung von Immobilien beschleunigt sich

Der Immobiliensektor ist für die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Dabei gibt es Fortschritte, bisher aber auch deutliche Unterschiede bei den diesbezüglichen Anstrengungen und Erfolgen.

    Autoren/Autorinnen

  • Frank Onstwedder - Portfolio Manager

    Frank Onstwedder

    Portfolio Manager

  • Folmer Pietersma - Portfolio Manager

    Folmer Pietersma

    Portfolio Manager

  • Heather Yan - Investment Trainee class of 2022

    Heather Yan

    Investment Trainee class of 2022

Die Dekarbonisierung im Immobilienbereich ist ein Wettlauf mit der Zeit. Regierungen haben die Weichen für einen Emissionsabbau gestellt, um den Wechsel zu einer CO₂-armen oder sogar CO₂-neutralen Zukunft zu schaffen. Der Immobiliensektor spielt bei der Dekarbonisierung eine wichtige Rolle, weil er weltweit für etwa 40 % der jährlichen Treibhausgasemissionen1 verantwortlich ist. Er macht zwar große Schritte in Richtung Dekarbonisierung. Aber sind wir annähernd so weit, wie wir sein müssten?

In dieser Insight-Ausgabe analysieren wir Daten von Unternehmen, in welche die Robeco Sustainable Property-Strategie investiert hat, und von den 200 größten börsennotierten Immobilienunternehmen. Zum ersten Mal erstreckt sich unsere Analyse auf ein breiteres Spektrum von Kennzahlen, das nun auch Scope-3-Ziele, sogenannte graue CO2-Emissionen und „grüne Mietverträge“2 umfasst; denn inzwischen veröffentlichen mehr Unternehmen Informationen zu diesen Themen.

Fortschritte bei Scope-3

Erfreulicherweise haben die in unserer Stichprobe enthaltenen Immobilienunternehmen, die im S&P Global Developed Property Index zusammen auf ein Gewicht von 87 % kommen und eine Börsenkapitalisierung von rund 1,9 Billionen USD aufweisen, im Jahr 2021 die Offenlegung ihrer Treibhausgasemissionen und ihre Zielsetzung verbessert, insbesondere für Scope-3-Emissionen.

Tabelle 1 | Offenlegung der Ökobilanz, Festlegung von Zielen und Einsatz von Instrumenten zur Steuerung von Treibhausgasemissionen

Tabelle 1  | Offenlegung der Ökobilanz, Festlegung von Zielen und Einsatz von Instrumenten zur Steuerung von Treibhausgasemissionen

Quelle: Unternehmensberichte, Robeco.

Ausgehend von der Ökobilanz und den Zielvorgaben für die Reduzierung der Scope-1- und Scope-2-Emissionen der Unternehmen haben wir den Dekarbonisierungspfad für die Benchmark und die Robeco Sustainable Property-Strategie für die nächsten Jahre berechnet.

Wie in Abbildung 1 dargestellt, besaßen die Unternehmen im Portfolio der Strategie dank der Anwendung unserer internen RobecoSAM-Nachhaltigkeitskriterien bei der Aktienauswahl im Jahr 2021 eine um 35 % niedrigere gewichtete CO2-Intensität (4,72) als der S&P Developed Property Index (7,30). Dies zeigt, dass die Strategie in Bezug auf die Dekarbonisierung bereits weiter fortgeschritten ist. Bis 2030 werden die Unternehmen im Portfolio der Strategie ihre CO2-Intensität voraussichtlich noch weiter auf 2,79 senken, verglichen mit 4,56 für den Index. Auch wenn diese Unternehmen besser auf zukünftige Vorschriften vorbereitet sind, muss der Emissionsabbau im Immobiliensektor insgesamt beschleunigt werden, damit die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden.

Abbildung 1 | Dekarbonisierungspfade für den S&P Developed Property Index und die Sustainable Property-Strategie

Abbildung 1 | Dekarbonisierungspfade für den S&P Developed Property Index und die Sustainable Property-Strategie

Quelle: Trucost, Unternehmensberichte, Robeco.3

Fortschritte in 2021

Unsere Analyse zeigt, dass die Unternehmen in unserer Stichprobe ihre CO₂-Emissionen im Jahr 2021 um 4,7 % 4 verringert haben. Bei Betrachtung einzelner Teilsektoren sieht man, dass sich das Geschäft einiger 2020 schwer getroffener REITs (diversifizierter, Hotel & Resort- und Wohnimmobilien-REITS) nach Aufhebung der Lockdowns allmählich erholt hat und diesen Unternehmen steigende Impfquoten und staatliche Unterstützungsmaßnahmen zugute gekommen sind. Deshalb haben wir in diesen Sektoren im Jahr 2021 eine absolute Zunahme der Emissionen beobachtet. Andererseits konnten spezialisierte REITs, bei denen Rechenzentren einen bedeutenden Teil des Geschäfts ausmachen, einen Emissionsrückgang verzeichnen. Angesichts der anhaltend starken Nachfrage nach Cloud-Computing und Datenspeicherung ist dieser Emissionsrückgang vermutlich eher auf eine Verringerung der CO₂-Intensität als auf eine Abnahme des Geschäftsvolumens zurückzuführen.

Abbildung 2 | Absolute CO₂-Emissionen (Scope 1 und Scope 2) nach Segment, 2021 i. Vgl. zu 2020

Abbildung 2 | Absolute CO₂-Emissionen (Scope 1 und Scope 2) nach Segment, 2021 i. Vgl. zu 2020

Quelle: Trucost, Unternehmensberichte, Robeco.

Energieintensität als weiterer wichtiger Faktor für die Dekarbonisierung

Der Abbau von CO₂-Emissionen und die Steigerung der Energieeffizienz sind die zwei Seiten einer Medaille, wie in Abbildung 3 dargestellt. Wie die Internationale Energieagentur (IEA) betont, ist „Energieeffizienz eine der wichtigsten Möglichkeiten, wie weltweit die Nachfrage nach Energiedienstleistungen durch geringeren Energieverbrauch gedeckt werden kann, was für die meisten vom Weltklimarat aufgezeigten Pfade zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5° C entscheidend ist“. 5

Abbildung 3 | Korrelation zwischen Energieintensität und CO₂-Intensität

Abbildung 3 | Korrelation zwischen Energieintensität und CO₂-Intensität

Quelle: Unternehmensberichte, Robeco.

Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, haben im Jahr 2021 157 Unternehmen in unserer Stichprobe, die in der Benchmark zusammen auf ein Gewicht von 82 % kommen, ihren Energieverbrauch angegeben. 71 Unternehmen mit einem Benchmark-Gewicht von zusammen 31 % haben sich Ziele für ihre Energieintensität gesetzt. Eine Auswertung der Daten (Abbildung 4) nach Ländern offenbart allerdings bemerkenswerte Unterschiede. Beispielsweise kommen Hongkong (100 % bzw. 83 %)6 und Singapur (100 % bzw. 50 %) bei der Offenlegung des Energieverbrauchs und der Festlegung von Zielen für die Energieintensität auf hohe Werte. Dagegen scheinen die Vereinigten Staaten (68 % bzw. 30 %) und Australien/Neuseeland (75 % bzw. 17 %) hinterherzuhinken.

Tabelle 2 | Offenlegung des Energieverbrauchs und Setzung von Zielen

Tabelle 2 | Offenlegung des Energieverbrauchs und Setzung von Zielen

Quelle: Unternehmensberichte, Robeco.

Abbildung 4 | Offenlegung des Energieverbrauchs und Setzung von Zielen nach Ländern

Abbildung 4 | Offenlegung des Energieverbrauchs und Setzung von Zielen nach Ländern

Quelle: Unternehmensberichte, Robeco.

Die Angabe des Energieverbrauchs und die Setzung von Zielen sind von entscheidender Bedeutung. Wir gehen davon aus, dass in Zukunft für jedes Gebäude verbindliche Mindestanforderungen an die Energieintensität festgelegt werden und Immobilien, die bestimmte Energieintensitätswerte nicht erreichen, nicht mehr vermietet werden können, sodass hohe Nachrüstungsinvestitionen erforderlich werden. Diese Anforderungen sind zwar noch nicht offiziell vorgeschrieben, und die Diskussionen darüber laufen weiter. Doch in einigen Fällen ist eine energetische Bewertung bereits Voraussetzung für die Vermietung oder den Verkauf von Gebäuden.

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