

SI-Debatte: COP30 erzielt trotz Ambivalenz Fortschritte
Robeco bleibt auf Kurs – so lautet das Ziel unseres Klima- und Naturschutzplans 2025-2030. Aber bleiben die Regierungen ebenfalls auf Kurs? Was haben sie auf der COP30 in Belem erreicht? In dieser Kolumne analysieren wir die Ergebnisse des jährlichen Klimagipfels und ihre Bedeutung für Anleger.
Zusammenfassung
- COP30 bringt Fortschritte, aber die politische Ambivalenz nimmt zu
- Anleger stehen vor einem ungeordneten Übergang mit erhöhten Risiken
- Aktive Anlagen und aktive Beteiligung bleiben eine Chance
Die COP30 hat einmal mehr verdeutlicht, dass die multilaterale Zusammenarbeit ernsthaft geschwächt wurde. Nach dem Scheitern des Abkommens der Vereinten Nationen zur Verringerung von Plastikmüll und der globalen Schifffahrtsabgabe in diesem Jahr ergab die COP30 auf ihrer Plenartagung ein mageres Ergebnis, das weder nützliche Aussagen zu fossilen Brennstoffen noch neue verbindliche Ziele enthält.
Andererseits wurden auf der COP30 das Engagement der Länder für die Ziele des Übereinkommens von Paris bekräftigt, neue Finanzierungsinstrumente für die Anpassung an den Klimawandel mobilisiert und mehrere Initiativen zur Beschleunigung der Energiewende, insbesondere in den Schwellenländern, ins Leben gerufen. Ana Toni, CEO der COP30 erklärt dazu: „Wir sind einen Schritt in die richtige Richtung gegangen, allerdings nicht schnell genug.“
Es ist erwähnenswert, dass die beiden Prioritäten des brasilianischen COP30-Vorsitzes – Entwaldung bekämpfen und aus der Nutzung fossiler Brennstoffe aussteigen – außerhalb der Plenartagung als separate Initiativen von Länderkoalitionen vorangetrieben wurden. Diese Ambivalenz veranschaulicht, dass die Klimawende ein Übergang der verschiedenen Geschwindigkeiten ist. Die geopolitische Fragmentierung hat die regionalen Unterschiede verstärkt und die Ungleichheit der mit dem Übergang verbundenen Risiken und Chancen in den verschiedenen Sektoren und Regionen erhöht. Werfen wir dafür einen Blick auf die beiden vorrangigen Themen der COP30.
Eine Energiewende der verschiedenen Geschwindigkeiten
Als neuntgrößter Ölproduzent der Welt schlug Brasilien vor, einen Fahrplan zur Abkehr von fossilen Brennstoffen zu diskutieren. Die Initiative, die im Plenum auf starke Ablehnung stieß, wird von einer EU-geführten Gruppe aus 80 Ländern weitergeführt. Es fehlen jedoch wesentliche Länder wie die USA, China, Indien, Russland und Saudi-Arabien.
Während es auf der COP30 nicht gelungen ist, ein klares politisches Signal im Hinblick auf fossile Brennstoffe auszusenden, wurde im World Energy Outlook (WEO) 20251 , der von der Internationalen Energieagentur (IEA) kurz vor der COP30 veröffentlicht wurde, kein Zweifel an der Bewegungsrichtung gelassen. Der WEO verdeutlicht, dass sich die Welt unabhängig vom politischen Kurs auf das „Zeitalter der Elektrizität“ zubewegt. Selbst im konservativsten Szenario wachsen die erneuerbaren Energien schneller als jede andere wichtige Energiequelle.
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Auf dem Weg zum Kohleausstieg
In allen Szenarien geht die Kohlenachfrage zurück. Dieser Trend wurde auf der COP30 deutlich, als Südkorea und Bahrain der Powering Past Coal Alliance2 beitraten. Bei Öl und Gas variiert die künftige Nachfrage je nach politischem Szenario erheblich. Beide Energieträger werden in den kommenden Jahrzehnten weiterhin eine hohe Bedeutung haben, sind aber nicht frei von Risiken – gerade wegen der politischen Unsicherheit. So weist die IEA wiederholt auf das Risiko eines erheblichen LNG-Überangebots im Jahr 2030 hin.
Aus dem WEO geht eindeutig hervor, dass der weitere Ausbau der sauberen Energie die Struktur des globalen Energiesystems verändert. Dieser grundlegende Wandel vollzieht sich ohne Abstimmung mit den Regierungen. Anleger sollten sich daher auf einen ungeordneten Übergang einstellen, bei dem sich die regionalen Unterschiede in Bezug auf die Geschwindigkeit vergrößern und die Renditeprämien für Chancen und Risiken je nach Region, Sektor und im Zeitverlauf zunehmen.
Beständigkeit scheint nicht angesagt. So erleben beispielsweise Aktien aus dem Bereich der sauberen Energien trotz der erheblichen Rückschritte in der Klimapolitik in diesem Jahr einen starken Aufschwung und haben den globalen Index seit Jahresbeginn um mehr als 25 % übertroffen.3
Anpassung an den Klimawandel und Natur im Fokus
Die politische Ungewissheit in Bezug auf fossile Brennstoffe verstärkt die Tatsache, dass die Temperaturen weiter ansteigen und extreme Wetterereignisse zunehmen werden. Eines der wegweisenden Ergebnisse der COP30 war das Ziel, die Finanzmittel für die Anpassung an den Klimawandel bis 2035 zu verdreifachen. Auch die Regierungen legten den Schwerpunkt auf den Naturschutz und naturbasierte Lösungen.
Die Tropical Forest Forever Facility (TFFF) wurde mit Zusagen in Höhe von 6,7 Milliarden USD und dem langfristigen Ziel, 125 Milliarden USD zu investieren, eingerichtet. Als frühzeitiger Unterstützer der Entwicklung des TFFF leitete Robeco ein gemeinsames Anlegerengagement mit der niederländischen Regierung, das zu einem finanziellen Beitrag zu den Anlaufkosten des Fonds führte.
Während die Anlagemöglichkeiten hinsichtlich Anpassung an den Klimawandel und Natur noch im Entstehen begriffen sind, ergeht aus der COP30 die klare Botschaft, dass dieser Markt wächst. Anders als beim Klimaschutz haben die Länder bei der Anpassung an den Klimawandel keine andere Wahl: Sie müssen sich damit beschäftigen.
Ausweitung des investierbaren Übergangs
In den kommenden Jahren wird sich der investierbare Übergang von sauberer Energie und CO2-armer Industrie auf naturbasierte Vermögenswerte und Finanzmittel für die Anpassung an den Klimawandel ausweiten. Wir sehen Wachstumschancen bei Anleihen (z. B. staatliche Anpassungsanleihen), auf den privaten Märkten (robuste Infrastruktur) und in Branchen wie dem Bau- und Ingenieurwesen, der Landwirtschaft und der Pharmabranche.
Gleichzeitig wird die physische Widerstandsfähigkeit für den Portfolioaufbau immer wichtiger werden. Da sie per se standortspezifisch ist, ist das Verständnis regionaler und lokaler Unterschiede für die Erzielung von Prämien aus Risiken und Chancen entscheidend.
Aktive Anlagen und aktive Beteiligung bleiben eine Chance
Insgesamt hat die COP30 den multilateralen Klimaprozess vorangebracht, aber kein starkes Signal für die globale Zusammenarbeit an der Klimawende gesetzt. Stattdessen verstärkte sie die Realität einer zunehmenden Fragmentierung der Märkte und Technologien.
Aus der Sicht von Robeco ist dies der richtige Zeitpunkt, um die Grundsätze unseres Klima- und Naturschutzplans 2025-2030 zu verdoppeln. Wenn Regierungen zweideutige oder unverbindliche Formulierungen verwenden, werden die Übergangspläne der Unternehmen noch wichtiger. Als aktiver Portfoliomanager sehen wir dies als Chance. Unsere Fundamentalanalysen und unsere eigenen Klima- und Naturanalysen ermöglichen es uns, die Vorreiter von den Nachzüglern des Wandels zu unterscheiden.
Sie stärken auch die Argumente für eine aktive Beteiligung, da sie die Instrumente des Engagements und der Stimmrechtsvertretung einsetzt. Die Unterstützung von Unternehmen bei der Entwicklung glaubwürdiger Übergangspläne kann dazu beitragen, eine bessere Performance zu erzielen und Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen. Ebenso kann aktive Beteiligung Unternehmen helfen, gestrandete Vermögenswerte oder Wertverluste zu vermeiden.
Auch nach der COP30 ist das Umfeld dynamisch, komplex und voller Potenzial. Selbstzufriedenheit ist ein Risiko, aber aktive Anlagen und aktive Beteiligung sind eine Chance.
Fußnoten
1World Energy Outlook 2025 – Analysis – IEA
2Republic of Korea and Bahrain join the Powering Past Coal Alliance at COP30 – PPCA
3Basierend auf dem S&P Global Clean Energy Transition Index und dem S&P Developed Large and Mid-Cap Index, Stand: 28. November 2025.























