09-02-2023 · Einblick

Verstärkt in Value-Strategien im Raum Asien-Pazifik investieren

Unseres Erachtens ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Anleger, die Allokation in Value-Strategien an den Aktienmärkten im Raum Asien-Pazifik zu erhöhen. Damit erschließt man die Chancen aus der Wiederöffnung der Wirtschaft und den wachstumsstützenden Maßnahmen in China, dem wahrscheinlichen Ende der Dollar-Aufwertung, der sehr guten strukturellen Verfassung der Region sowie dem im Vergleich zu den USA und Europa soliden geld- und fiskalpolitischen Fundament.

    Autoren/Autorinnen

  • Joshua Crabb - Head of Asia-Pacific Equities

    Joshua Crabb

    Head of Asia-Pacific Equities

  • Helen Keung - Client Portfolio Manager

    Helen Keung

    Client Portfolio Manager

Aktien aus dem asiatisch-pazifischen Raum haben sich deutlich erholt, seitdem wir im September 2022 betont hatten, dass sie in Portfolios unterrepräsentiert seien. Dennoch weisen sie nach wie vor einen erheblichen Bewertungsvorteil gegenüber US-Aktien auf, auch wenn dieser nicht mehr ganz so extrem ist, wie das einmal der Fall war. Globale Anleger sind nach wie vor in Aktien aus entwickelten und aufstrebenden Ländern der asiatisch-pazifischen Region untergewichtet. Die Kehrtwende in der chinesischen Politik hin zu einer Wiederöffnung der Volkswirtschaft und wachstumsstützenden Maßnahmen, die voraussichtlich weiterhin robusten Unternehmensgewinne, die Ausrichtung auf den Rohstoffmarkt sowie das Aufwertungspotential lokaler Währungen gegenüber dem US-Dollar sprechen dafür, dass für Anleger derzeit eine günstige Gelegenheit besteht, Asien höher zu gewichten.

ASEAN-Volkswirtschaften gut positioniert

Wir waren bereits bisher zuversichtlich, was die Aussichten der ASEAN-Volkswirtschaften im Jahr 2023 betrifft. Die erwartete Erholung der chinesischen Wirtschaft hat uns jedoch in dieser Überzeugung noch bestärkt. Mit der Wiederöffnung sind zum einen spezielle Chancen beispielsweise bei Aktien von Kasinobetreibern verbunden. Zum anderen dürften Touristen aus China der Konjunktur in der gesamten Region zusätzliche Impulse geben. Im asiatischen Konsumsegment finden sich hochinteressante langfristige Profiteure, denen eine steigende Bedeutung des Konsums in der Region zugutekommen wird. Die derzeitige Phase nach der Corona-Krise markiert nur den Anfang.

Die nächste Phase der Aufwärtsbewegung bei Aktien aus ASEAN-Ländern dürfte stärker von den Fundamentaldaten, vor allem den Unternehmensgewinnen, bestimmt sein als vom Decken von Short-Positionen. Es kommt also entscheidend darauf an, aktienspezifische Aspekte im Blick zu behalten. Die ASEAN-Volkswirtschaften erscheinen strukturell nach wie vor attraktiv. In Vietnam und Indonesien wenden wir uns wieder mehreren von uns geschätzten Aktien zu, die wir aufgrund der hohen Bewertungen in der Vergangenheit gemieden hatten. Attraktiv bleiben außerdem Unternehmen aus der Wertschöpfungskette des asiatischen Technologiebereichs, der durch das Internet der Dinge, 5G-Mobilfunk und Künstliche Intelligenz Schub erhält. Interessant sind im Zuge der Erholung des Kreditwachstums auch einige Banken und Finanzdienstleister.

Bei der Anlage im Raum Asien-Pazifik ist aus unserer Sicht auch die Ausrichtung auf den Rohstoffmarkt ein wichtiger Aspekt. So dürften Bergbauunternehmen zu den langfristigen Nutznießern gehören, wenn China und die Region insgesamt nach dem Ende der Corona-Krise wieder Fahrt aufnehmen. Wichtig erscheint ein Engagement in Metallen wie zum Beispiel Kupfer sowie Eisenerz (Australien) und Nickel (Indonesien). Unterdessen konsolidiert China derzeit seine starke Position in den Branchen Elektrofahrzeuge1, erneuerbare Energien und Batterietechnologie, wovon Impulse für einen neuen Rohstoffzyklus ausgehen.

Bewertungen: Bewertungsvorteil nur wenig geschrumpft

Zwar kam es bei Aktien aus dem Raum Asien-Pazifik zu einer soliden Erholung, als die Richtung der Entwicklung beim Corona-Reglement und der Wirtschaftspolitik in China klar wurde. Dennoch ist der Bewertungsvorteil gegenüber den USA nicht verschwunden, da US-Aktien ebenfalls einen Kursaufschwung erlebten. In früheren Erholungsphasen – nach der Technologieblase und nach der globalen Finanzkrise – war eine solche Bewertungsdifferenz (Grafik 1) der Vorbote einer ausgeprägten und lang anhaltenden Outperformance der asiatisch-pazifischen Märkte.

Grafik 1: Kursdifferenz zwischen dem MSCI Asia Ex Japan Index und des S&P 500 Index

Grafik 1: Kursdifferenz zwischen dem MSCI Asia Ex Japan Index und des S&P 500 Index

Quelle: Quelle: MSCI, Bloomberg. Betrachtungszeitraum: Dezember 2000 bis Dezember 2022

Wir befinden uns jetzt in genau so einer Situation. Allerdings sind die wirtschaftlichen Fundamentaldaten in den ASEAN-Ländern besser als 2008, China ist auf dem Weg der Erholung und Indiens Wachstumspfad macht das Land zu einem wichtigeren Handelspartner für die Volkswirtschaften in der Region.

Die Nachrichtenlage im asiatisch-pazifischen Raum hat sich von der düsteren Weltlage abgekoppelt

Wie die unten dargestellten News-Pulse-Daten zeigen, war die Stimmung in Asien bereits vor der Wiedereröffnung Chinas wesentlich positiver als in der übrigen Welt. Zum Teil ausgeglichen wurde dies durch den relativ milden Winter in Europa und rückläufige Inflationsraten in den USA, wodurch das Anlegervertrauen in diesen Regionen gestützt wurde. Diese Phase der Ruhe in den USA und in Europa dürfte jedoch nicht von Dauer sein. Wir glauben, dass die fundamentale wirtschaftliche Lage die Stimmung eher zugunsten Asiens drehen wird, insbesondere angesichts sehr guter Daten aus China2. Sobald die Einkaufsmanagerindizes in den USA die Talsohle erreichen, könnten Technologietitel aus Korea und Taiwan stärker als solche aus den USA profitieren, da ihre Kurse bereits näher an ihren Tiefständen liegen.

Grafik 2: Nachrichtenlage in Asien (ohne Japan) weiterhin positiv

Grafik 2: Nachrichtenlage in Asien (ohne Japan) weiterhin positiv

Quelle: Bank of America Quantitative Strategy, MSCI ExShare, Ravenpack

Japan lässt Deflation hinter sich

In Japan gibt es einen ausgeprägten strukturellen Wachstumstrend bei den Unternehmensgewinnen, der noch viele Jahre anhalten kann. Die japanische Börse eignet sich nicht länger nur zur Umsetzung einer Value-Strategie oder einer gehebelten Wette auf das Wachstum der Weltwirtschaft, wie das nach wie vor viele Beobachter meinen. Tatsächlich macht uns der aktuell positivere Ausblick im Hinblick auf die Preis- und Lohnentwicklung zusätzlich optimistisch für die langfristigen Perspektiven. Unseres Erachtens hat Japan die Phase der strukturellen Deflation hinter sich gelassen und wir nehmen an, dass sich die Notenbank allmählich mit diesem Gedanken anfreundet. Die Bank of Japan ist jedoch sehr darauf bedacht, Turbulenzen an den Anleihen- und Devisenmärkten zu vermeiden. Daher will sie nur in kleinen Schritten vorgehen. Auf kurze Sicht bedeutet das, dass es am japanischen Aktienmarkt zu gewissen Kursschwankungen kommen kann. Wenn sich diese Entwicklung vollzieht, behalten wir das derzeitige Niveau unseres Exposure im Rahmen unserer asiatisch-pazifischen Aktienstrategie bei, während wir weiterhin zuversichtlich bezüglich der langfristigen Aussichten sind.

Indiens Börse erscheint fair bewertet

Zwar endete das Jahr 2022 für indische Aktien mit Kursrückgängen. Dennoch herrschte in dem Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Welt3 Zuversicht. So weist Indien unter den G20-Staaten das höchste Wirtschaftswachstum auf, begünstigt von Importen billigen Öl aus Russland, und hat einige bedeutende langfristige Produktionsaufträge von Apple bekommen. Allerdings wirkt der Konflikt zwischen der Adani Group und Short-Verkäufern noch nach. Dies veranschaulicht die Risiken, die mit historisch hohen Bewertungen verbunden sind. Nach unserer Einschätzung sind die Gewinnerwartungen der Unternehmen derzeit mehr als angemessen in den Kursen berücksichtigt. Zwar halten wir stets Ausschau nach sich ergebenden Gelegenheiten, dennoch bleiben wir am indischen Markt untergewichtet. Unser Value-Ansatz hat zur Folge, dass wir auf kurze Sicht unsere Exposure gegenüber Indien nicht erhöhen werden.

Bevorzugung von Value gegenüber Growth

Im Rahmen unserer Portfoliokonstruktion an den asiatischen Märkten liegt unser Hauptfokus darauf, Titel zu meiden, deren Kursentwicklung direkt vom US-Konsum abhängt. Dasselbe gilt für Aktien, die auf vergleichbaren Bewertungsniveaus gehandelt werden wie entsprechende Titel in den USA. Am Gesamtmarkt für asiatische-pazifische Aktien halten wir nach wie vor Ausschau nach Unternehmen, deren Aktienkurse noch nicht ihr tatsächliches Potential widerspiegeln und bei denen wir eine Bewertungskorrektur nach oben erwarten.

Wir sind fest davon überzeugt, dass eine Anlage in einer Auswahl der weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften im Raum Asien-Pazifik, einer Mischung aus entwickelten und aufstrebenden Ländern, im Jahr 2023 eine wirksame Diversifikation gegenüber den erhöhten Risiken an den Märkten in den USA und Europa erlaubt.