12-12-2021 · Einblick

Investitionskosten zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens

Anhand von Green Bond-Reportings vergleichen wir die Umwelteffekte einer Reihe „grüner“ Projekte. Wir verwenden diese Informationen auch zur Abschätzung der erforderlichen Investitionen zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens.

Green Bonds eröffnen die Möglichkeit, die Umwelteffekte einer Reihe unterschiedlicher „grüner“ Projekte anhand eines standardisierten Maßes zu vergleichen. Wir verwenden als Messgröße vermiedene Tonnen CO2-Äquivalente1 pro 1 Million Euro Investitionssumme zur Evaluierung des Effekts von Green Bond-Projekten in unterschiedlichen Sektoren und Regionen. Unsere Untersuchungen ergaben, dass nicht alle Investitionen in Umweltprojekte denselben Effekt haben: einige sind effizienter bei der Verringerung von CO2-Emissionen als andere. Anhand dieser Informationen und durch Verwendung des Kehrwerts unserer Messgröße können wir das Investitionsvolumen abschätzen, das zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens.2 erforderlich ist.

Enorme Investitionen in „grüne“ Projekte erforderlich

Zur Erreichung der globalen Ziele von netto null CO2-Emissionen bis 2050 sind umfangreiche Investitionen notwendig. Die Größenordnung des Finanzierungsbedarfs zur Transformation der Weltwirtschaft wird anhand einer Schätzung der International Renewable Energy Agency (IRENA, 2021) deutlich, wonach zur Einhaltung eines 1,5 °C-Klimapfades bis 2050 jährlich 4,4 Billionen US-Dollar investiert werden müssen. Diese dienen der Finanzierung von Projekten mit einem Vermeidungsvolumen von 1,23 Gt CO2-Äquivalente pro Jahr.3 Sie umfassen Technologien zur Energiewende (erneuerbare Energien, „End-use“-Elektrifizierung, Wasserstoffinnovationen) und Maßnahmen zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre. Diese Investitionssumme impliziert Kosten von 3.550 US-Dollar pro reduzierter Tonne CO2-Äquivalente.

Als weltweit größte Assetklasse spielt der globale Anleihenmarkt eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung des Übergangs zu global netto null CO2-Emissionen. Der rasch wachsende Markt für Green Bonds wird dabei eine unverzichtbare Rolle spielen.

Das Anleihenteam von Robeco investiert seit 2013 in Green Bonds. Dabei verwendet es einen internen fünfstufigen Green Bond-Filterprozess, um zu ermitteln, ob eine Anleihe tatsächlich umweltfreundlich ist. Ende September 2021 beliefen sich die Investitionen von Robeco in Green Bonds auf rund drei Mrd. Euro.

Impact-Reporting zu Green Bonds liefert nützliche Informationen, die uns die Analyse von Umweltprojekten in verschiedenen Sektoren und Regionen unter dem Aspekt der CO2-Vermeidungseffizienz erlauben. Wir definieren diesen Vergleichsmaßstab als „Grüne Impact-Prämie“. Damit sind wir wiederum imstande, den besten Ansatz bei der Finanzierung des Übergangs zu einer „grünen“ Wirtschaft zu ermitteln.

Herleitung einer Messgröße zur Bewertung von Umweltprojekten

Wir verarbeiteten Informationen aus mehr als 440 Impact-Reports zu Green Bonds (aus 26 Ländern und 13 Sektoren) und ermittelten die vermiedenen Tonnen an CO2-Emissionen pro 1 Million Euro Investitionssumme für jeden Green Bond.

Diese aus Green Bonds abgeleitete Messgröße ermöglicht Anlegern den Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels von Green Bonds zu vergleichen, und erleichtert sowohl Emittenten als auch Investoren das Impact-Reporting. Anleger können die Impact-Größen verschiedener Anleihen in ihrem Portfolio aggregieren, um einen Impact-Indikator auf Ebene des Gesamtportfolios zu erhalten. Anhand dieses Indikators können Manager, die sich für das CO2-Senkungspotential ihrer Portfolios interessieren, Green Bonds auswählen, die unter dem Aspekt der CO2-Vermeidung am effizientesten sind.

Erneuerbare Energien sind in punkto CO₂-Vermeidung am effizientesten

Wir haben festgestellt, dass der Sektor Erneuerbare Energien im Hinblick auf die CO2-Effizienz am besten abschneidet. Er trägt im Durchschnitt zur Vermeidung von 799 t CO2-Äquivalenten pro 1 Million Euro Investitionssumme bei. Dieses Ergebnis bedeutet durchschnittliche Kosten von 1.251 Euro pro Tonne vermiedenen CO2Äquivalente. Der Wert liegt deutlich unterhalb den von IRENA angegebenen durchschnittlichen Kosten (unter Berücksichtigung von Wechselkurseffekten).

Figure 1 | Global: Average tons of CO₂e emissions avoided per million euros invested and average amounts of euros needed to reduce one ton of CO₂e

Figure 1 | Global: Average tons of CO₂e emissions avoided per million euros invested and average amounts of euros needed to reduce one ton of CO₂e

Source: Green bond impact reports of multiple issuers. As at October 2021

Im Rahmen dieser Ergebnisse zeigten sich interessante regionale Unterschiede. Die Vermeidungseffizienz im Bereich Erneuerbare Energien war bei Projekten in Ländern mit CO2-intensivem Energiesektor höher. Diese Projekte vermieden 78 % mehr Emissionen an CO2-Äquivalenten als Projekte in Europa. Dabei betrugen die durchschnittlichen Kosten pro Tonne vermiedenem CO2-Äquivalent 736 Euro – was deutlich unterhalb unserer Schätzung für den globalen Durchschnitt des Sektors liegt.

Im Schnitt erbrachten Projekte im Zusammenhang mit umweltfreundlichen Gebäuden die geringste Vermeidung von Treibhausgasen im Vergleich zu anderen Projektarten: Sie ermöglichten die Vermeidung von 12 t CO2-Äquivalenten pro 1 Million Euro Investitionssumme. Unseres Erachtens könnte es zwei Gründe für diese unterdurchschnittliche Vermeidungseffizienz geben. Erstens ist es im Gebäudebereich weniger kostspielig zu dekarbonisieren und es gibt dort weniger Vermeidungspotential als in anderen Sektoren. Zweitens hat es bereits beträchtliche Fortschritte bei der Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden in mehreren Ländern gegeben. Dies hat den gegenwärtigen Kostenunterschied zwischen umweltfreundlichen Gebäuden und traditionellen gesenkt.

Projekte im Bereich CO2-armen Transports, zu denen Infrastruktur für umweltfreundliche Fahrzeuge (Batterie-, Wasserstoff- und Hybridantrieb), öffentlicher, schienengebundener und multimedialer Transport gehören, haben mit 240 t CO2-Äquivalenten pro 1 Million Euro Investitionssumme ein hohes Potential zur Reduzierung von CO2-Emissionen gezeigt. Wir haben festgestellt, dass innerhalb dieser Kategorie Projekte aus dem Bereich des öffentlichen Transports (Passagierschienenverkehr, Straßenbahn) ein höheres Vermeidungspotential als Pkw und leichte Nutzfahrzeuge aufweisen (41 t CO2-Äquivalente pro 1 Million Euro Investitionssumme).

Das zweitgrößte Vermeidungspotenzial bietet der Bereich Energieeffizienz (intelligente Netze, Fernwärme, Energiespeicherung, Wärmepumpen) mit 631 t CO2-Äquivalenten pro 1 Million Euro Investitionssumme). Erwartungen zufolge werden Verbesserungen bei der Energieeffizienz 25 % zur gesamten CO2-Minderung beitragen, die zur Einhaltung eines 1,5 °C-Szenarios erforderlich ist (IRENA, 2021). Ein gutes Beispiel stellen Wärmepumpen dar. Diese können mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden und erreichen eine um zwei- bis fünfmal höhere Energieeffizienz als Heizungen mit fossilen Brennstoffen.

Analyse der Anlagechance und ihrer Größenordnung

Unsere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die bestehende Technologielücke zwischen umweltfreundlichen und traditionellen Alternativen im Gebäudesektor geringer ist als im Energiebereich. Dies hat Implikationen im Hinblick auf die Investments, die man anvisieren sollte. Größere Investitionen in die Emissionsvermeidung sollten insbesondere in Bereichen wie dem Energiesektor getätigt werden, in denen die Emissionen größer sind und noch Technologielücken bestehen, um ihre Dekarbonisierung zu erleichtern.

Unter Berücksichtigung der impliziten Kosten der Investition in erneuerbare Energien und Projekte zur Erhöhung der Energieeffizienz wie zum Beispiel End-use-Elektrifizierung, Stromnetze usw. sowie anhand der aus Impact-Reports zu Green Bonds gewonnenen Informationen können wir die erforderlichen Gesamtinvestitionen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels abschätzen. Nach unseren Berechnungen werden weltweit bis 2050 in diesen Bereichen 121,7 Billionen Euro investiert werden müssen. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Finanzierungsbedarf von 4,1 Billionen Euro.

Um das zu erreichen, müssen die jährlichen Investitionen in die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um das 4,5 fache steigen, im Bereich Energieeffizienz um das 2,5 fache.

Fazit

Die Erreichung von netto null CO2-Emissionen bis 2050 ist ein ehrgeiziges Ziel. Es stellt aber auch eine attraktive Chancen für Anleger dar: Nach unseren Schätzungen, die auf Impact-Reporting im Green Bond-Segment basieren, werden in den nächsten drei Jahrzehnten Investitionen in Höhe von 121,7 Billionen Euro in Projekten aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz benötigt.

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