Laut Angaben im kürzlich veröffentlichten Bericht des IPCC emittiert die Menschheit derzeit rund 59 Gigatonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Als verantwortungsbewusster Assetmanager streben wir die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks unserer Portfolios an, indem wir Unternehmen mit schlechten Emissionswerten ausschließen oder niedriger gewichten. Dazu benötigen wir natürlich Emissionsdaten der Unternehmen, um den CO2-Fußabdruck unserer Anlageportfolios berechnen zu können. Verschiedene Datenanbieter stellen Angaben zu den Emissionen der Unternehmen bereit.
Quasi als Nebenprodukt eines Praktikums begann ich zu untersuchen, welcher Anteil der 59 Gigatonnen CO2-Äquivalente tatsächlich von den Emissionsdaten der Datenlieferanten abgedeckt wird. Genau darum geht es in der vorliegenden Betrachtung. Für meine Analyse verwende ich Daten von Trucost. Nimmt man Daten anderer Anbieter, wird man jedoch zu ähnlichen Schlüssen gelangen. Im Rahmen der folgenden Analyse betrachte ich nur die Scope 1-Emissionen, um Doppelzählungen zu vermeiden, weil Scope 2- und Scope 3-Emissionen indirekte Emissionen sind.
Die gesamten Scope 1-Emissionen für die von Trucost abgedeckten Unternehmen betragen 23 Gigatonnen CO2-Äquivalente. Das bedeutet, dass auf die von Trucost abgedeckten Unternehmen rund 40 % aller globalen direkt Emissionen entfallen. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich, dass Trucost (und Datenanbieter allgemein) sich auf größere Unternehmen fokussieren. Sie berücksichtigen also nicht kleinere Firmen, staatliche Institutionen und Emissionen aus dem Wohnungssektor.

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In der obigen Grafik sind sowohl die vom IPCC genannten globalen Emissionen als auch die von Trucost abgedeckten Emissionen den fünf übergeordneten Sektoren (gemäß IPCC) zugeordnet.1 Erwartungsgemäß emittiert von den vier Sektoren der Energiesektor mit mehr als 20 Gigatonnen CO2-Äquivalenten am meisten. Die im Datensatz von Trucost enthaltenen Energieunternehmen emittieren zusammen fast 15-Gigatonnen CO2-Äquivalente. Das entspricht etwas weniger als 75 % der globalen Gesamtemissionen des Energiesektors. Demnach wird ein relativ großer Anteil der Emissionen des emissionsstärksten Sektors von den verfügbaren Emissionsdaten abgedeckt.
Betrachtet man die übrigen Sektoren, ergibt sich ein abweichendes Bild. Im Hinblick auf den Industriesektor werden immerhin noch rund die Hälfte der globalen Gesamtemissionen von den Trucost-Daten abgedeckt. Doch in den übrigen drei Kategorien fällt der Grad der Abdeckung sehr niedrig aus. Der niedrigste Abdeckungsgrad ist im Bereich „Agricultural, Farming and Other Land Use (AFOLU)“ festzustellen. Der Grund dafür ist der, dass sich die meisten Bauernhöfe oder landschaftlichen Betriebe in Privatbesitz befinden und für gewöhnlich recht klein sind.1 Mit Blick auf den Sektor Transport und Gebäude gehe ich ebenfalls davon aus, dass ein beträchtlicher Anteil der Emissionen auf kleinere Privatunternehmen entfällt. Hier sind allerdings auch die Bereiche Pendelverkehr und Wohngebäude von erheblicher Bedeutung.
Meines Erachtens ist es für uns als Assetmanager wichtig, eine grobe Vorstellung davon zu haben, in welches Segment der Gesamtheit an globalen Treibhausgas-Emissionen wir investieren. Ich glaube, die 40 % im obigen Beispiel werden dem ziemlich gut gerecht. Allerdings investieren wir auch in Unternehmen, die nicht von Trucost abgedeckt werden. Außerdem gibt es in der Datenbank enthaltene Unternehmen, in die wir nicht investieren. In Abhängigkeit vom Nettoeffekt werden diese 40 % etwas höher oder niedriger sein.
Fußnoten
1Es gibt keine direkte Zuordnung der GICS-Sektoren, die ich für die Trucost-Daten verwende, zu den IPCC-Sektoren. Daher habe ich selbst eine Zuordnung vorgenommen, um die Emissionen der von Trucost abgedeckten Unternehmen entsprechend der Sektorklassifikation des IPCC aufteilen zu können.
2Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Eines der Unternehmen aus dem Sektor AFOLU in dem kleinen orangefarbenen Balken bei Trucost ist Friesland-Campina.