21-04-2021 · Spannende Zahlen

Geldverschwendung: jedes Jahr landet Plastik im Wert von 6 Mrd. USD im Müll

Eine neue Studie beziffert den Wert des jedes Jahr in Südostasien weggeworfenen Plastikmülls auf 6 Mrd. USD.

    Autoren/Autorinnen

  • Pieter Busscher CFA - Senior Portfolio Manager

    Pieter Busscher CFA

    Senior Portfolio Manager

Wie kommt es dazu?

Dieses Ergebnis ist Teil mehrerer Studien, in denen die Weltbank die wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen der Anwendung von Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft in verschiedenen Branchen untersucht hat. Die betreffende Studie analysierte die Plastik-Lieferketten in Malaysia, auf den Philippinen und in Thailand und kam zu dem Ergebnis, dass 75 % der Plastikprodukte, die man hätte recyceln können, weggeschmissen wurden. Das bedeutet, dass von 6,5 Mio. hergestellten Tonnen Plastik fast 5 Mio. als Abfall auf Mülldeponien, im Meer, in Müllverbrennungsanlagen oder in der Umwelt landen.1

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Hinweis: Die Studie konzentriert sich auf recyclingfähige Kunststoffharze (PET, LDPE, HDPE und PP).

Die Forscher konzentrierten sich auf besonders leicht zu recycelnde Kunststoffharze, die in Getränkeflaschen, Plastiktüten, Reinigungssprays und Lebensmittelverpackungen zum Einsatz kommen und unter ihren Akronymen PET (Polyethylenterephthalat), LDPE (Hochdruckpolyethylen), HDPE (Niederdruckpolyethylen) und PP (Polypropylen) besser bekannt sind. Kunststoffharze wie diese werden als thermoplastische Kunststoffe bezeichnet, die unter Hitze und Druck weich gemacht und verformt und so leichter umgewandelt und für andere Produkte oder Prozesse erneut verwendet werden können.

Das heißt, Plastikabfälle haben immer noch einen bedeutenden wirtschaftlichen Wert, wenn sie gesammelt werden. Doch obwohl es entsprechende Recyclingverfahren gibt, wird Plastik – und damit dessen wirtschaftliches Potenzial – größtenteils weggeworfen.

Warum spielt das eine Rolle?

Die Schwellenländer haben nur einen geringen Anteil an einem weltweiten Problem. Nach Angaben einer Expertenrunde des Weltwirtschaftsforums werden weltweit jährlich 400 Mio. Tonnen Plastik hergestellt, wovon aber lediglich 14-18 % recycelt werden.2 Wenn man die von der Weltbank für Südostasien durchgeführte Wertermittlung auf die weltweit hergestellte Menge an Plastik überträgt, würde dies bedeuten, dass jedes Jahr Material im Wert von 370 Mrd. USD weggeworfen wird.

Verluste in einer solchen Größenordnung sind nicht nur wirtschaftlich gesehen eine Verschwendung, sondern schaden auch der Umwelt. Plastikmüll landet in den Meeren, sickert aus Mülldeponien, verschandelt Landschaften und trägt, wenn er verbrannt wird, zur Erderwärmung bei.

Nach Schätzungen des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Development Program, UNDP) landen jedes Jahr 13 Mio. Tonnen Plastikabfälle (das entspricht einer Müllwagenladung pro Minute) im Meer. Meereslebewesen verfangen sich im Plastikmüll, er bleibt auf Korallenriffen hängen und verunreinigt den Meeresboden. Wissenschaftler beziffern die dadurch an marinen Ökosystemen verursachten Schäden auf 2,5 Billionen USD3,4.

Zudem verursachen die Herstellung von Plastik und dessen Verbrennung in Müllöfen jedes Jahr mehr als 850 Mio. Tonnen Treibhausgase. Dies entspricht den Emissionen von 180 Mio. mit Gas betriebenen Autos.5,6.

Beim weltweiten Verbrauch und der Herstellung von Plastik brauchen wir dringend einen Neuanfang.

Was bedeutet das für Anleger?

Laut Pieter Busscher, Portfoliomanager von Robecos Smart Materials-Strategie, stellt das Plastikproblem viele Branchen vor ein Dilemma: Wie können die für Wirtschaftswachstum benötigten Grundstoffe effizient hergestellt und der dabei anfallende Müll effektiv entsorgt werden? „Wir sehen uns Unternehmen an, die Lösungen anbieten, um den Herstellungszyklus effizienter und ressourcenschonender zu machen. Ein zentrales Element der Strategie ist es, in Unternehmen zu investieren, die Industrieabfälle wie Plastik in wertvolle Grundstoffe umwandeln, die dann in verschiedenen Branchen wiederverwendet werden können.“

Robecos Circular Economy-Strategie setzt sich mit einer ganzen Palette unterschiedlicher Ansätze – von biologisch abbaubaren Verpackungen über Recycling bis zu digitalen Plattformen, die Produkte vor, während und nach ihrer Verwendung nachverfolgen – gegen eine Überproduktion von Plastik und übermäßige Müllerzeugung ein. „Es mag nicht unmittelbar einleuchten“, sagt David Kägi, Portfoliomanager der Strategie, „aber um Umweltverschmutzung zu bekämpfen, sollten Unternehmen nicht erst am Ende der Nutzungsdauer eines Produkts, sondern bereits bei seiner Entwicklung, Herstellung und Verwendung über Müllvermeidung nachdenken. Wir konzentrieren uns auf Unternehmen aus einem breiten Spektrum von Branchen, die diesen Ansatz erfolgreich praktizieren.“