„Das wäre der Fall, wenn die von den Unternehmen angegebenen Daten vollständig wären. Doch der Großteil der Emissionen ist darin nicht berücksichtigt, sodass das tatsächliche Emissionsverhalten unterschätzt wird. Aktuell werden Emissionen aus den Produktionsprozessen (Scope 1) und aus der dazu erforderlichen Stromerzeugung (Scope 2) von den Unternehmen publiziert und von den Investoren gemessen. Aber sie berücksichtigen nicht die Emissionen, die im weiteren Verlauf der Lieferkette von den Verbrauchern eines Produkts erzeugt werden. Öl- und Gasförderer weisen einen ausgeprägten Carbon Footprint auf, doch dieser umfasst lediglich 20 % der ihnen zurechenbaren Gesamtemissionen. Die übrigen 80 % werden erzeugt, wenn die Abnehmer das Öl verbrennen (Scope 3).“
„Damit stehen Öl- und Gasunternehmen nicht alleine. In der gesamten Wirtschaft werden die Scope 3-Emissionen unterschätzt. Beispielsweise weisen viele Nahrungsmittelhersteller relativ geringe operative Carbon Footprints im Upstream-Bereich auf. Doch fallen hohe unberücksichtigte Emissionen infolge von Dingen wie Abholzung und Düngemitteln in anderen Bereichen ihrer Lieferketten an. Bislang werden noch keine die gesamte Lieferkette umfassenden Daten berechnet, veröffentlicht oder von den meisten Investoren berücksichtigt (siehe Grafik 1).“
Quelle: Robeco, Trucost
Die Grafik zeigt die jährliche gewichtete durchschnittliche CO2-Intensität (WACI) der Titel im Index MSCI All World AC. Die Emissionsdaten für die Indextitel basieren auf den durchschnittlichen jährlichen Emissionen, die von den Unternehmen für das Jahr 2019 angegeben wurden. Die WACI gibt die CO2-Intensität (Scope 1 + 2 + 3 Emissionen geteilt durch den Unternehmenswert inklusive Liquidität in Mio. US-Dollar) für jedes Unternehmen an und wird mit dessen Gewichtung im Portfolio multipliziert.
„Es kann dazu führen, dass die Emissionen einiger Unternehmen und Branchen unter- bzw. überschätzt werden. So weisen viele Anbieter umweltfreundlicher Lösungen paradoxerweise hohe CO2-Emissionen auf, wenn man nur die Emissionen der Vergangenheit berücksichtigt. Beispielsweise handelt es sich bei Betreibern von Windkraftwerken, Herstellern von Elektroautos und Produzenten von Wasserstoff um Anbieter umweltfreundlicher Technologien. Ihr Beitrag zur CO2-Reduzierung liegt jedoch in der Nutzungsphase im späteren Verlauf der Lieferkette. Da sie beispielsweise Stahl für Bauelemente benötigen oder Strom aus regionalen Netzen mit hoher CO2-Intensität nutzen, können ihre Scope 1- und Scope 2-Emissionen noch relativ hoch sein. Das bedeutet, dass ihr Dekarbonisierungs-Potenzial noch nicht vollständig in den Portfolios realisiert wird. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, sind prognostische Fähigkeiten erforderlich.“
Viele Anbieter umweltfreundlicher Lösungen weisen paradoxerweise hohe CO2-Emissionen auf, wenn man nur die Emissionen der Vergangenheit berücksichtigt
„Unsere am weitesten entwickelten Dekarbonisierungs-Strategien beziehen auch die Scope 3-Emissionen ein. Bei anderen Strategien verwenden wir interne Schätzungen und Modelle von Dritten, um Best Case-Schätzungen für die zukünftigen Emissionen abzuleiten. Dazu gehört die Projektion von Pfaden zum Erreichen des Netto-Null-Ziels für die einzelnen Sektoren auf Basis derzeit oder bald verfügbarer Technologien. Neben den Scope 3-Emissionen beziehen wir weitere in die Zukunft gerichtete Daten ein, um die Prognose der klimabezogenen Vorhaben der Unternehmen und ihrer zukünftigen klimaadjustierten Entwicklung zu unterstützen. Welche Unternehmen verfügen über strategische Pläne, die Anreize zum Übergang zu CO2-armen Technologien und Geschäftsmodellen setzen? Wie werden sie voraussichtlich vom Übergang zum Netto-Null-Ziel profitieren? Welche sind finanziell stark genug, um die dazu erforderlichen Investitionen zu tätigen?“
„Am Ende ist es das Ziel sicherzustellen, dass die Kundenportfolios klimaresistent sind, indem ihr Exposure gegenüber CO2-bezogenen Risiken reduziert wird und sie klimakonform sind. Dies stellt eine weit komplexere Aufgabe dar, die zahlreiche weitere Aspekte umfasst als nur die Messung der Emissionsreduktion eines Portfolios gegenüber einer Benchmark.“
Die Sicherstellung, dass ein Portfolio klimakonform ist, erfordert komplexere Maßnahmen als nur die Messung der [CO2-] Reduzierung
„Mit der ESG-Integration sind mehr Informationen hinsichtlich einer breiten Palette von Risikofaktoren verbunden: in Bezug auf Gesellschaft, Wirtschaft, Governance und Umwelt. Dies lässt sich mit der Finanzanalyse kombinieren, um zukünftige Risiken genauer einzuschätzen, die finanzielle Entwicklung zu evaluieren und fundiertere Anlageentscheidungen zu treffen.“
„Die Dekarbonisierung erfolgt dagegen häufig zur Verringerung klimabezogener Risiken sowie zur Bekämpfung des Klimawandels. Die Entscheidung eines Anlegers zur Dekarbonisierung seines Portfolios basiert nicht immer auf rein finanziellen Zielsetzungen. Häufig ist sie durch den Wunsch motiviert, in Unternehmen zu investieren, die einen positiven Effekt bewirken, indem sie nicht zum Klimawandel und zur Beeinträchtigung der Umwelt beitragen.“
„Die Wirtschaft wächst dort, wo Kapital fließt. Somit beschleunigt die Umlenkung von Kapital zugunsten von Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen stark reduzieren, und zulasten von solchen, die im Rückstand sind, den Übergang zu einer CO2-freien Weltwirtschaft. Gleichwohl hat der Verkauf von Wertpapieren eines Unternehmens mit hohen CO2-Emissionen keine unmittelbare Auswirkung auf die Realwirtschaft. Um in der Realität etwas zu bewirken, müssen zahlreiche Anleger mit den Füßen abstimmen, indem sie sich weigern Wertpapiere von Unternehmen mit hohen Emissionen zu halten. Dies erhöht am Ende deren Finanzierungskosten und befördert den Wandel.“
„Allerdings bestehen auch Vorbehalte gegenüber diesem Ansatz. Zum einen schadet die Verweigerung von Finanzierungsmitteln vielen Unternehmen, die zum Übergang bereit sind, aber dafür Kapital brauchen. Zum anderen verfügen viele emissionsintensive Unternehmen über soviel Liquidität, dass sie kein neues Kapital benötigen. Im letztgenannten Fall könnten finanzielle Boykotts weitgehend wirkungslos sein. Doch auch Unternehmen mit hoher Liquidität sind auf ihren Ruf bedacht. Wenn also die Anleger diese Firmen in ihren Portfolios meiden, sendet dies ein verstärktes und alarmierendes Signal an das Unternehmens-Management.“
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