Der nächste Schritt bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit unserer Faktor-Strategien im Bereich Unternehmensanleihen besteht in der Verringerung der Wasser-und Abfall-Fußabdrücke der Portfolios im Einklang mit den Grundsätzen des Abkommens von Paris.1,2 Wir glauben, dass Unternehmen mit geringerem Umwelt-Fußabdruck in Zukunft erfolgreicher sein werden.
Wichtig ist unsere Beobachtung, dass quantitative Anlagestrategien sich neben dem Hauptziel einer attraktiven risikobereinigten Rendite gut zur Integration von Sekundärzielen eignen, beispielsweise der Verringerung des Umwelt-Fußabdrucks. Dies ergibt sich aus der Größe des Anlageuniversums, das diesen Strategien zur Auswahl der attraktivsten Gelegenheiten offensteht. Emittiert ein Unternehmen mit relativ ausgeprägtem Umwelt-Fußabdruck einer Anleihe mit attraktiven Faktor-Scores, kann der Algorithmus zur Portfoliokonstruktion häufig eine Anleihe mit ähnlichen Faktor-Scores – aber weniger ausgeprägtem Umwelt-Fußabdruck – identifizieren. Dadurch wird das Portfolio auf effiziente Weise stärker auf Anleihen nachhaltigerer Unternehmen ausgerichtet, ohne dass man auf einen großen Teil des Faktor-Exposures verzichten muss.
Unser Research hat gezeigt, dass die Anwendung von Restriktionen in Bezug auf Wasserverbrauch und Abfallmengen gewährleistet, dass der durchschnittliche Wasser- und Abfall-Fußabdruck des Portfolios maximal so hoch ist wie derjenige der Benchmark. Dies hat kleine Anpassungen bei der Portfolioallokation auf der Sektorebene und bei der Emittentenauswahl innerhalb der einzelnen Sektoren zur Folge und führt zu einer nur begrenzten Verringerung der im Backtests ermittelten Outperformance.
Wasserverbrauch und Abfall als Messgrößen zur Erreichung einer nachhaltigen Wirtschaft
Der Sustainable Finance Action Plan der EU-Kommission erkennt die Notwendigkeit einer Dekarbonisierung zwecks Erreichung einer besseren und nachhaltigeren Zukunft für uns alle an. Seine Blick geht aber über das Thema Klimawandel hinaus und bezieht auch Ressourcenverbrauch und Umweltschäden in seinen Fokus ein. Dies hat zu einem weitergefassten Ansatz bei der Messung des Umwelt-Fußabdrucks geführt. So sind zusätzlich zu den CO2-Emissionen auch der Wasserverbrauch und die Abfallmengen mittlerweile zwei weithin verwendete Maße für den Fußabdruck.
Wir messen den Wasserverbrauch eines Unternehmens anhand der Differenz zwischen dem bezogenen und dem zurückgeleiteten Süßwasser (in Kubikmetern). Süßwasser wird von kommunalen Wasserversorgern, aus Oberflächenwasser (Seen, Flüsse, usw.) sowie Grundwasser bezogen. Genutztes Brackwasser und Salzwasser werden nicht als Süßwasser berücksichtigt. Entsprechende Wasserquellen gehen also nicht in die Berechnung ein. Abgeführtes oder wieder zur Quelle zurückgeführtes Wasser muss die gleiche (oder höhere) Qualität wie das ursprünglich bezogene Wasser haben. Ist der gesamte Wasserverbrauch höher als der Nettobezug (zum Beispiel aufgrund der Wiederverwendung von Wasser) wird die netto bezogene Wassermenge herangezogen.
Abbildung 1 liefert einige summarische Angaben zum Wasser-Fußabdruck eines globalen Universums aus Investment Grade- und High Yield-Unternehmen. Die linke Grafik zeigt, dass das Median-Unternehmen (50. Perzentil) pro 1 Million US-Dollar an Umsatz einen Wasserverbrauch von 224 Kubikmetern aufweist. Die Grafik zeigt auch, dass die Verteilung stark rechtsschief ist: im 75. Perzentil ist der Wasserverbrauch bereits mehr als sechsmal höher als beim Median (1.588 ggü. 224 Kubikmeter), im 95. Perzentil wiederum ist er sechsmal höher als im 75. Perzentil (9.448 ggü. 1.588 Kubikmeter). Tatsächlich sind mehr als 75 % des gesamten Wasserverbrauchs lediglich 10 % der Unternehmen zuzuschreiben.
Die rechte Grafik zeigt den Median des Wasser-Fußabdrucks nach Branchen. Unternehmen aus dem Finanzsektor sind weniger wasserintensiv (mit Ausnahme von REITs) als solche aus den Bereichen Technologie und Transport. Dagegen weisen Versorger einen höheren Wasserverbrauch auf als einige Industriesektoren, beispielsweise die Grundstoffindustrie und der Energiesektor. Die starke Konzentration des Wasserverbrauchs auf lediglich einige Unternehmen deutet darauf hin, dass man zur effizienten Reduzierung des Wasser-Fußabdrucks eines Portfolios am besten einige der wasserintensivsten Unternehmen meidet.
Abbildung 1 | Wasserverbrauch in einem globalen Universum aus Investment Grade- und High Yield-Unternehmen

Quellen: Robeco, Bloomberg Barclays. Bestandteile der Indizes Global Aggregate Corporates und Global High Yield Corporates ex. Financials; Stand: 14. Juni 2021
Restabfall
Wir messen die Menge an Restabfall eines Unternehmens anhand der Differenz zwischen der insgesamt angefallenen Abfallmenge und dem gesamten wiederverwerteten Abfall (gemessen in Tonnen). Die insgesamt angefallene Abfallmenge enthält gefährliche und ungefährliche Bestandteile. Gefährlicher Abfall ist solcher, der erhebliche oder potentielle Gefahren für die öffentliche Gesundheit oder die Umwelt birgt. Ungefährlicher Abfall stellt keine direkte Bedrohung der menschlichen Gesundheit oder der Umwelt dar. Dennoch könnte er ein Risiko sein, wenn er über einen Abfallbehälter oder eine Abwasserleitung entsorgt wird. Vorübergehend gelagerter Abfall wird auf die insgesamt angefallene Abfallmenge angerechnet. Die Gesamtmenge an wiederverwertetem Abfall umfasst rezyklierten Abfall, wiederverwendeten Abfall, verkauften Abfall sowie zur Energiegewinnung verbrannten Abfall.
Abbildung 2 liefert summarische Angaben zur Abfallproduktion desselben globalen Universums aus Investment Grade- und High Yield-Unternehmen. Die linke Grafik zeigt, dass das Median-Unternehmen pro 1 Million US-Dollar an Umsatz 1,8 t Abfall produziert. Die Verteilung der Abfallmengen ist außerdem stark rechtsschief. So ist die Abfallmenge im 75. Perzentil fünfmal höher als die des Median-Unternehmens (8,9 ggü. 1,8 t). Im 95. Perzentil wiederum ist sie fünfmal höher als im 75. Perzentil (46,6 ggü. 8,9 t) Tatsächlich sind mehr als 60 % der gesamten Abfallmenge lediglich 10 % der Unternehmen zuzuschreiben. Wie auch im Fall des Wasserverbrauchs gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Unternehmen aus den Bereichen Finanzen sowie Kommunikation & Technologie gehören zu denen mit den geringsten Mengen an Abfall. Dagegen befinden sich REITs sowie Firmen aus den Bereichen Grundstoffindustrie und Energie am oberen Ende der Skala. Diese Beobachtung veranschaulicht, dass es allgemein eine positive Korrelation zwischen den verschiedenen Maßen für den Umwelt-Fußabdruck gibt.
Abbildung 2 | Abfallproduktion eines globalen Universums aus Investment Grade- und High Yield-Unternehmen

Quellen: Robeco, Bloomberg Barclays. Bestandteile der Indizes Global Aggregate Corporates und Global High Yield Corporates ex. Financials; Stand: 14. Juni 2021
Wir glauben dass dieser Ansatz bei der Begrenzung des Wasserverbrauchs und der Abfallproduktion zur Verringerung von Übergangsrisiken im Portfolio beiträgt und gleichzeitig weiterhin attraktive risikobereinigte Renditen ermöglicht. Da Robeco seine aktive Beteiligung an der Diskussion über Sustainable Investing und über die Rolle der Anlagebranche dabei fortsetzt, kann sich unser Ansatz zur Verringerung von Nachhaltigkeitsrisiken im Portfolio weiterentwickeln.
Fußnoten
1Dieser Artikel basiert auf einem detaillierteren Papier der Verfasser mit dem Titel „Reducing the water and waste footprints of factor credit strategies”.
2Siehe den Artikel „Creating sustainable multi-factor bond portfolios”, der unter anderem den Nachhaltigkeitsansatz bei Faktor-Strategien für Unternehmensanleihen beschreibt.
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