Zweifellos steht die wichtigste dieser Herausforderungen im Zusammenhang mit Treibhausgasemissionen. Derzeit beginnen Finanzunternehmen die CO2-Kennzahlen ihrer Kredit- und Anlageportfolios zu publizieren. Mit Blick auf diese Herausforderungen und Chancen diskutieren wir auch, wie wir ESG-Aspekte systematisch in den Investmentprozess integrieren und mit den Unternehmen in Dialog treten.
Drei Megatrends, die eine nachhaltige Welt gestalten
Unsere Anlagephilosophie besteht in der Identifikation der wichtigsten Wegbereiter und strukturellen Gewinner mit reinem Exposure gegenüber den Trends und Themen, welche die zukünftigen Erträge bestimmen. Wir glauben, dass die drei von uns identifizierten Megatrends – umwälzende Technologien, Soziodemographische Wandel und der Erhaltung unserer Erde – positive ökologische und gesellschaftliche Charakteristika fördern können und gleichzeitig nach wie vor beträchtliches Renditepotential bieten.
Die unten detailliert dargestellte Systematik zur ESG-Integration, die Bestandteil unseres Investmentprozesses ist, führt allgemein dazu, dass die Finanzinstitutionen und Fintech-Unternehmen, die positiv zu einigen der Sustainable Development Goals der UN (SDGs) – beitragen – insbesondere zu den SDGs 1, 8 und 9 – tendenziell größere Chancen haben, in das Portfolio aufgenommen zu werden.
Grafik 1: Auswirkung des Portfolios auf einzelne SDGs: FinTech

Auswirkung des Portfolios auf einzelne SDGs: New World Financials

Quelle: Robeco. Datenstand: September 2021 Die Grafik zeigt den Anteil des Portfolios, der in Unternehmen investiert ist, die zu den einzelnen SDGs beitragen.
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Der Green Financing-Bedarf für globale Banken wird von 2021-2050 netto rund 1 bis 3 Billionen US-Dollar pro Jahr betragen.
Beispielsweise unterstützen Lebensversicherer Menschen, die in Armut oder in gefährdeten Situationen leben (SDG 1.5). Desgleichen fördern Fintech-Unternehmen die finanzielle Inklusion, indem sie Dienstleistungen für Kunden erbringen, die kein Bankkonto besitzen oder die von traditionellen Banken unzureichend bedient wurden. Nicht zuletzt verbessern Banken auch die finanzielle Inklusion in Schwellenländern über Microfinance oder Hypothekenkredite.
Nach Schätzungen der Weltbank besaßen 31 % der Erwachsenen auf der Welt (1,7 Milliarden Menschen) im Jahr 2017 noch keine Bankverbindung. In der Zwischenzeit gab ein jüngerer Report der US-Notenbank an, dass schätzungsweise 18-19 % der Erwachsenen in den Vereinigten Staaten keine oder lediglich eine ungenügende Bankverbindung besitzen. Dabei handelt es sich schwerpunktmäßig um Gesellschaftsschichten mit geringerem Einkommen und niedrigerem Bildungsstand.
Ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen denen Finanzinstitutionen ausgesetzt sind, steht im Zusammenhang mit dem erheblichen Volumen von Krediten einiger Banken an CO2-intensive Branchen wie die Öl- und Gasindustrie, den Transportsektor oder das Produzierende Gewerbe. Allerdings ist nicht nur zu beobachten, dass Banken über ihre Exposures berichten. Einige haben sich auch auf das Ziel von netto null CO2-Emissionen bis 2050 festgelegt.
Dies wird angesichts der derzeitigen CO2-Exposures von Banken zweifellos einen schmerzhaften Wandel bedeuten. Allerdings birgt Green Financing künftig auch große Chancen. Der Green Financing-Bedarf für globale Banken wird von 2021-2050 netto rund 1 bis 3 Billionen US-Dollar pro Jahr betragen. Die große Bandbreite ergibt sich aus Unterschieden bei der Bestimmung des „Brown Financing“-Bedarfs, gleichzeitig ist auch die Abschätzung des „Green Financing“ Bedarfs szenarioabhängig.
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Robeco verfügt über eine Tradition des Schaffens von Mehrwert und von positiven Effekten durch Verbesserung des Geschäftsgebarens der Unternehmen, in die wir investieren, mittels eines strukturierten Engagement-Ansatzes.
Robeco führend im Bereich Sustainable Investing
Die zentrale anlagepolitische Überzeugung von Robeco besteht darin, dass ESG-Integration fundiertere Anlageentscheidungen ermöglicht. Dieser Gedanke ist in unserer Firmenkultur verankert. So können unser hauseigenes ESG-Research und unser Active Ownership-Team greifbare Effekte bewirken. Dementsprechend fallen 95 % der Fonds von Robeco unter die SFDR-Artikel 8 oder 9.
Was Robeco besonders macht, ist die enge Zusammenarbeit zwischen dem SI Center of Expertise und den Anlageteams. In der Praxis bedeutet das, dass wir gemeinsame Unternehmens-Meetings und zahlreiche Researchdiskussionen sowohl mit den SI Research-Analysten als auch den Engagement-Spezialisten abhalten. Außerdem findet ein häufiger Austausch mit unserem Voting-Team im Hinblick auf Anträge bei Aktionärsversammlungen statt.
Wir gehen auf Nachhaltigkeitsthemen sowohl im Rahmen der ESG-Integration als auch unseres Engagement-Programms ein. Diese Interaktion ermöglicht uns, eine sinnvolle ESG-Analysen bei allen unseren Anlageentscheidungen zu integrieren. Unser dreistufiger Prozess beginnt mit der Identifikation der für ein bestimmtes Unternehmen wichtigsten ESG-Aspekte.
Corporate Governance und Klimarisiken sind wesentliche ESG-Faktoren für alle Unternehmen. Allerdings ist der Faktor Sustainable Finance (Chancen) für Banken und Versicherer relevanter. Dagegen liegt bei der Analyse von Fintech-Unternehmen ein größeres Gewicht auf dem Faktor Datenschutz und Sicherheit. Unser hausintern entwickeltes Company Dashboard hilft uns dabei, in die Thematik einzusteigen und einen raschen Überblick über etwaige dringende ESG-Probleme zu gewinnen.
Der zweite Schritt des Prozesses besteht in der Analyse der Auswirkungen der wichtigsten ESG-Faktoren durch Kombination von Ergebnissen unseres internen Researchs und Datensätzen wie solchen aus dem Company Dashboard, Input unserer SI Research-Analysten und externe Quellen wie Sustainalytics, MSCI und Glass Lewis. Im letzten Schritt bestimmen wir den Effekt, den die ESG-Analyse auf unsere Einschätzung der Bewertung und auf unsere Portfoliogewichtungen hat.
Robeco verfügt auch über eine Tradition des Schaffens von Mehrwert und von positiven Effekten durch Verbesserung des Geschäftsgebarens der Unternehmen, in die wir investieren, mittels eines strukturierten Engagement-Ansatzes. Beispielsweise haben wir gemeinsam mit unserem Active Ownership-Team Dialoge im Bankensektor zum Thema Kultur & Risk Governance sowie zum Thema Cyber Security und zu den gesellschaftlichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz geführt, die einer Vielzahl von Fintech-Unternehmen und Finanzinstitutionen abdeckten.
Die Klimawende von Finanzinstitutionen ist das Engagement-Thema, das wir in diesem Jahr neu begonnen haben. Unser Dialog zielt auf zehn Finanzinstitutionen ab. Dabei werden wir den Fokus auf vier Säulen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) legen: Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen & Ziele.
Durch Diskussionen mit dem Management der Unternehmen und bei Bedarf im Rahmen von Aktionärsversammlungen werden wir Einfluss auf Finanzinstitutionen nehmen, um deren Offenlegungen in Bezug auf CO2-intensive Branchen zu verbessern, solide Governance-Vorkehrungen zu treffen sowie klimabezogene Risiken und Chancen in allen Geschäftsbereichen einschließlich Risikomanagement und klimabezogener Kennzahlen zu berücksichtigen.