Von Waldbränden bis zum Abschmelzen der Gletscher – der Klimawandel kann überwältigend wirken. Aber aus der Not erwachsen Chancen. Wir können in die Unternehmen investieren, die zur Lösung beitragen, von erneuerbaren Energien bis hin zu intelligenten Technologien.
Quelle:
Decarbonization Study 2021
Um das Ziel von Netto-Null-CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 zu erreichen, ist eine Dekarbonisierung auf globaler Ebene unverzichtbar. Deren Wirkungsgebiet wird von der Umstellung von Kohlekraftwerken zu Windfarmen über die Elektrifizierung des Straßenverkehrs bis zur Isolierung aller Gebäude und Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft reichen.
Aus dieser Entwicklung werden viele Gewinner hervorgehen, insbesondere unter den Unternehmen, die die zahlreichen technologischen Lösungen für den Kampf gegen den Klimawandel liefern. Sie finden sich in Bereichen wie der Infrastruktur für erneuerbare Energiequellen, Kohlenstoffabscheidungssystemen und Recyclingtechniken.
Letztendlich werden wir den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft sehen, in der es weniger Herstellungsprozesse geben wird, in deren Rahmen das CO2 überhaut freigesetzt wird.
Und es wird auch Verlierer geben – jene Unternehmen, die zu langsam sind, um im kommenden Jahrzehnt auf den Bedarf eines Wechsels zu CO2-armen Geschäftsmodellen zu reagieren. Mit strengerer Regulierung und dem Aufstieg klimafreundlicher Produkte in der Gunst der Verbraucher werden diese Unternehmen schließlich als die Firmen dastehen, die immer noch Pferde verkaufen, während die Eisenbahn bereits Einzug gehalten hat.
Den Weizen von der Spreu zu trennen ist die Aufgabe eines jeden Asset Managers, der Performance wirklich ernst nimmt. Eine Möglichkeit dafür bietet die Messung des Erfolgs eines Unternehmens bei der Dekarbonisierung seines Geschäftsmodells. Dazu werden Kennzahlen für die Treibhausgasemissionen, die für die Heizung verbrauchte Energie und den während des Produktionsprozesses anfallenden Abfall verwendet.
So haben viele Autohersteller bereits angekündigt, bis 2030 eine vollelektrische Modellpalette anzubieten, um zu vermeiden, dass ihr Geschäft obsolet wird, wenn die Regierungen letztlich Benzin- und Dieselfahrzeuge von den Straßen verbannen. Diese Hersteller werden die Gewinner sein, während Autohersteller, die in einem Jahrzehnt immer noch Verbrennungsmotoren anbieten, von den Investoren gemieden werden dürften.
Fluggesellschaften sind ein anderes Beispiel. Bisher ist das Konzept batteriebetriebener Flugzeuge noch nicht umsetzbar, weil das Gewicht der Batterien mit der für den Start benötigten Leistung das dreifache Gewicht eines modernen Düsenflugzeugs haben würden. Stattdessen stellen sie von viermotorigen Flugzeugen auf zweimotorige Modelle mit besserer Treibstoffeffizienz um. Zahlreiche Gesellschaften haben angekündigt, ihre Flotten der klassischen viermotorigen Boeing 747 Jumbo-Jets ausrangieren zu wollen.
Und für Energiegesellschaften ist die Perspektive wieder eine andere, weil die Welt noch viele Jahre auf Erdöl und Erdgas angewiesen sein wird. Das bedeutet, dass die Gewinner in dieser Branche zunehmend als diejenigen angesehen werden, die ihre Geschäftsmodelle allmählich auf Wind- und Solarenergie umstellen, in Vorbereitung auf die Zeit, in der Erdöl und Erdgas entweder zur Neige gehen oder nicht mehr verkauft werden dürfen.
Nach vielversprechenden Starts und Phasen der Inaktivität, die sich über zumindest ein Jahrhundert erstrecken, befindet sich der Stern des Wasserstoffs einmal wieder im Aufstieg. Wasserstoff birgt die Hoffnung, den Energiebedarf der globalen Wirtschaft zu bedienen, ohne dabei exzessive Verschmutzung zu verursachen.
Gemeinsam mit den Trends zur Erzeugung und Elektrifizierung, wird sauberer (grüner) Wasserstoff einen Teil der unverzichtbaren Strategie zur Dekarbonisierung der Energiemärkte und Industriesektoren bei der Bekämpfung von globaler Erwärmung und Klimawandel bilden.
Die heute in Wasserstofftechnologien und -infrastruktur getätigten Investitionen sind wichtig für die Beschleunigung der Energietransformation in Richtung der Netto-Null-Ziele bis 2050. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Wasserstoff gibt es attraktive Möglichkeiten, die Produktionskosten zu senken, den Produktionsmaßstab zu erhöhen und den Einsatz und die Akzeptanz von Wasserstoff in Sektoren und in der gesamten Wirtschaft zu beschleunigen.
Die Wasserstoffproduktion ist zwar noch eine Nischentätigkeit, wird aber wachsen und sich zu einem Game-Changer entwickeln, insbesondere bei der Verkleinerung der CO2-Bilanzen zahlreicher kohlenstoffintensiver Industrien (z. B. Stahl, Glas, Düngemittel und Halbleiter), in denen die Elektrifizierung keine Option ist. Darüber bedeutet seine Kapazität als Energieträger, dass in ihm überschüssige erneuerbare Energie für den späteren Verbrauch im Versorgungsnetz oder in einer Reihe energieintensiver Sektoren gespeichert werden kann. Er lässt sich für die Gebäudebeheizung (anstelle von Erdgas bei der Heizung von Wohn- und Gewerbeimmobilien) oder als Baustein (als Ersatz für fossile Brennstoffe bei der industriellen Produktion von Chemikalien und Biokraftstoffen) verwenden.
Im Transportbereich werden Wasserstoffbrennzellen als effektive Methode für die Dekarbonisierung von Langstrecken-Frachtflotten mit Schwerlastwagen, Zügen, Containerschiffen und sogar einigen Flugzeugtypen betrachtet.
Die Vielseitigkeit von Wasserstoff erklärt, warum der Enthusiasmus des öffentlichen und privaten Sektors einen rasanten Anstieg erreicht hat. Große Industrienationen in aller Welt wie Japan, Südkorea, China, die EU und Australien haben Wasserstoffstrategie als Bestandteil ihrer Dekarbonisierungspläne vorgesehen. Derweil sind sogar in weniger industrialisierten Regionen wie Chile und im Nahen Osten, die sich Early-Mover-Vorteile sichern möchten, gigantische Produktionsprojekte angekündigt worden.
Parallel zu den Regierungen steigen auch große Industrieakteure ins Spiel ein und starten über 200 Pilotprojekte entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette. Insgesamt belaufen sich die angekündigten Privatinvestitionen auf 300 Milliarden USD bis zum Jahr 2030, und in dieser Zahl sind öffentliche Finanzierungen und Zuschüssen, mit denen die Entwicklung weiter angeheizt wird, noch nicht berücksichtigt1. Im Rahmen ihres Green Deals und der COVID-bedingten Wiederaufbauvorhaben plant die EU, rund 560 Milliarden USD in die Umstellung ihrer Volkswirtschaften auf Wasserstoff bis 2050 zu investieren.
Auch traditionelle Energieunternehmen betreten die Arena. Die großen Ölkonzerne sichern sich für das Ende der Öl-Ära teilweise durch die Finanzierung von Wasserstoffprojekten ab. Saudi-Arabien hat kürzlich seinen Plan für den Bau einer durch die reichlich verfügbare Wüstensonne und Wüstenwinde angetriebene Wasserstoffproduktionsanlage im Wert von 5 Milliarden USD bekannt gemacht2. Andere Erdölproduzenten wie Royal Dutch Shell, Equinor and PetroChina verlagern ihre Zukunftsstrategien und Investitionen auch auf Basis der Annahme, dass die wasserstoffbasierte Wirtschaft vor dem Durchbruch steht3. Das ist wenig überraschend, wenn man berücksichtigt, dass der potenzielle Markt weltweit bis 2050 in die Billionen wachsen könnte.4
Wasserstoff ist das am häufigsten vorkommende Element im Universum und daher praktisch unbegrenzt vorhanden. Es ist ein Molekül, das sowohl im Wasser als auch in fossilen Brennstoffen vorkommt. Obwohl Wasserstoff in der Natur reichlich vorhanden ist, macht ihn das nicht leicht verfügbar.
In der Natur ist er meist in anderen Verbindungen gebunden, aus denen er extrahiert werden muss. Wird er aus einem fossilen Brennstoff extrahiert, nennt man ihn grauen Wasserstoff. Das Verfahren ist billig und effizient (zum Teil aufgrund der beispiellos niedrigen Erdgaspreise), setzt aber auch CO2 als Nebenprodukt frei. Grauer Wasserstoff ist die bei weitem häufigste Form von Wasserstoff, die derzeit hergestellt wird.
Blauer Wasserstoff wird auf die gleiche Weise hergestellt wie die grauen Varianten. Allerdings werden die CO2-Emissionen abgeschieden und eingelagert. Dadurch können die Gesamtemissionen reduziert werden.
Grüner Wasserstoff hingegen wird ohne fossile Brennstoffe als Input und ohne Emissionen auf der Outputseite hergestellt. Stattdessen wird der Wasserstoff im Elektrolyseverfahren aus Wasser (H2O) gewonnen, wobei mit Hilfe von elektrischem Strom der Wasserstoff (H2) von den Sauerstoffmolekülen (O) abgespaltet wird. Wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne stammt, ist der erzeugte Wasserstoff völlig kohlenstofffrei.
Wasserstoff (H2) kann durch Elektrolyse aus Wasser (H2O) gewonnen werden, was kohlenstofffreien, grünen Wasserstoff ergibt. Die derzeit in der Industrie vorherrschende Form ist der graue Wasserstoff, der durch Extraktion aus natürlichen Gasen wie Methan (CH4) hergestellt wird.
Quelle: Resources for the Future Report, Dezember 2020
Das Konzept des grünen Wasserstoff ist sehr schön, seine Herstellung ist jedoch teuer. Die Produktionsmengen sind daher gering geblieben – weniger als 4 % des gesamten produzierten Wasserstoffs sind grün. Wir benötigen mehr erneuerbare Energie und mehr Elektrolyse-Anlagen, um das Angebot von grünem Wasserstoff zu vergrößern und seinen Preis zu senken. Konservativen Schätzungen zufolge wird es noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis grüner Wasserstoff dasselbe Kostenniveau wie grauer Wasserstoff erreicht. In einigen Regionen, in denen erneuerbare Energien günstig sind, könnte diese Parität in nur zwei bis drei Jahren erreicht werden.
In den letzten Jahrzehnten wurden Fahrzeuge mit Wasserstoffbrennstoffzellen allgemein als saubere Alternative zu fossilen Brennstoffen im Personen- und Güterverkehr angepriesen. Vor allem die Regierungen Japans und Südkoreas sowie die Autohersteller haben große Investitionen in die Forschung und Entwicklung für Brennstoffzellen und die verbundene Infrastruktur getätigt. Aber Brennstoffzellen zu einem wirklich kohlenstofffreien Verkehrsmittel zu machen, muss grüner Wasserstoff sowohl im Netz als auch im Benzintank an die Stelle des grauen treten. Andernfalls sind die über den Lebenszyklus betrachteten Emissionen von Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb nicht viel besser (und manchmal sogar schlechter) als die von benzinbetriebenen Autos.
Wasserstoff ist mit weiteren Herausforderungen verbunden. Speicherung, Transport und Verteilung in Gasform und als Flüssigkeit sind kompliziert. Die derzeitig verwendeten Gaspipelines könnten genutzt werden, müssten jedoch umfangreich modifiziert werden, um die einzigartigen Eigenschaften von Wasserstoff gewachsen zu sein. Auch die Aufkonzentrierung in flüssige Form ist eine Möglichkeit, aber auch sie ist energieintensiv, ineffizient und kostspielig.
Technische Herausforderungen, hohe Produktionskosten und wirtschaftliche Unwägbarkeiten behindern derzeit die Bereitstellung und Verbreitung von grünem Wasserstoff. Angesichts dieser Aspekte gibt es immer noch beträchtliche Unterschiede in den Zeitplänen für die Einführung von Wasserstoff. Für einige Anwendungen, bei denen die Infrastruktur bereits teilweise vorhanden ist, könnte die Einführung in wenigen Jahren erfolgen. Bei anderen könnte es mehr als ein Jahrzehnt dauern.
Die aktuellen Schätzungen beruhen auf festen Annahmen. Aber wie bei vielen Technologien üblich, können Durchbrüche zu dramatischen Veränderungen bei den Variablen und Entwicklungspfaden führen. Außerdem geht es bei Wasserstoff viel weniger um technologische Durchbrüche als um politischen Willen und Investitionsdynamik. In dem Maße, in dem der regulatorische Druck steigt, die Marktanreize intensiver werden und die Skaleneffekte wachsen, wird sich die Entwicklung von Wasserstoff beschleunigen und damit der prognostizierte Zeithorizont näher rücken.
Wasserstoff wird letztlich eine weitere Gemeinsamkeit mit vielen Technologien zeigen: Herausforderungen werden überwunden und Entwicklungszeiten verkürzt, sobald Innovation und Einfallsreichtum auf die richtigen Anreize treffen.
1“Hydrogen Insights: a perspective on hydrogen investment, market development, and cost competitiveness.” (February 2021). Hydrogen Council and McKinsey & Company.
2Ratcliffe. V. “Saudi Arabia’s Bold Plan to Rule the USD 700 billion Hydrogen Market.” Bloomberg News. (7 March 2021).
3Fickling, D. “Big oil seeks redemption in the hydrogen revolution.” Bloomberg News. (4 December 2020).
4Goldman Sachs Equity Research Report. ( September 2020). “Green Hydrogen: The next transformational driver of the Utilities industry.”
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Robeco hat als Pionier im Bereich Sustainable Investing schon seit Mitte der 1990er Jahre, als die Umweltbewegung an Fahrt gewann, eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung nachhaltiger Lösungen übernommen. Seither widmen wir uns ganz dem Schaffen von Anlageprodukten, die einen Wandel bewirken können.
Werfen wir einen Blick zurück auf die vielen Produkte, mit denen Robeco die ersten ihrer Art auf den Markt gebracht hat:
Hinter all diesen Entwicklungen stehen feste Richtlinien, die auf der Verpflichtung beruhen, zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen. Im Einklang mit der Auflegung der Klimastrategien hat sich Robeco selbst verpflichtet, bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität für sein gesamtes verwaltetes Vermögen zu erreichen.
In Zukunft wollen wir unsere Innovationstätigkeit fortsetzen, insbesondere in den Bereichen Klimawandel, grüne Anleihen und SDGs.
Genau aufgrund dieser Transport- und Lagerprobleme wurden für den größten Teil des grauen Wasserstoffs zum Verbrauch durch Versorger und Industrie vorhandene Erdgas-Pipelines genutzt, um die für die Produktion von grauem Wasserstoff vor Ort benötigten Gase zu liefern. Quelle der Grafik: Inside EVs, https://insideevs.com/news/326333/hydrogen-versus-electric-cars-video
In Anleihen investieren und versuchen, den globalen Temperaturanstieg deutlich unter 2 °C zu halten
Der EU-Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ (Sustainable Finance Action Plan, SFAP) enthält eine Reihe neuer Maßnahmen zur Förderung des nachhaltigen Investierens in den 27 EU-Ländern. Insbesondere soll er dazu beitragen, das die Klimaziele des Pariser Abkommens sowie des Europäischen Green Deals erreicht werden.
Ein Teil des Plans wird sich in neuen Regeln wie der Transparenz-Verordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, „SFDR“) niederschlagen, in der klargestellt wird, was nachhaltige Investmentfonds sind, und in der Taxonomie-Verordnung, der zufolge Asset Manager ihre (positiven und negativen) Beiträge offenlegen müssen.
Der Aktionsplan verfolgt drei Hauptziele. Das erste Ziel ist eine Neuausrichtung von Kapitalströmen hin zu nachhaltigen Geldanlagen und weg von Sektoren, die zur Erderwärmung beitragen, wie dem Sektor für fossile Brennstoffe. Das zweite Ziel ist, Nachhaltigkeit regulär im Risikomanagement zu verankern. Und als drittes Ziel sollen Transparenz und die langfristige Ausrichtung finanzieller und wirtschaftlicher Tätigkeiten gefördert werden.
Durch die SFDR sollen die Nachhaltigkeitseigenschaften von Fonds mittels vordefinierter Messgrößen für im Investmentprozess verwendete ESG-Faktoren für Endanleger besser vergleichbar und verständlicher gemacht werden. Wie der Name schon sagt, legt die Verordnung deutlich größeres Gewicht auf Offenlegung, u. a. durch Bestimmungen, dass von den Unternehmen, in die investiert wird, verursachte schädliche Wirkungen angegeben werden müssen.
Robeco hat ein 40-köpfiges Projektteam zusammengestellt, um sämtliche Aspekte des Aktionsplans, die sukzessive in Kraft treten werden, einzubinden. Die erste wichtige Frist für die Kategorisierung von Fonds und pflichtmäßigen Offenlegungen in Fondsprospekten und auf Websites wurde ohne ein einziges Problem eingehalten.
Der Aktionsplan wurde im März 2018 zum ersten Mal von der Europäischen Kommission dargelegt – nach der Verabschiedung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, in der die Ziele für nachhaltige Entwicklung formuliert wurden, im September 2015 und der Unterzeichnung des Pariser Abkommens im Dezember 2015. Er ist auch auf den Europäischen Green Deal abgestimmt, der die EU bis 2050 klimaneutral machen soll.
Die breit gefassten Regulierungsbestimmungen gelten u. a. für Asset Manager, Pensionskassen, Banken und Versicherungsgesellschaften in der EU. Ein sehr sichtbares und wirkungsvolles Element der neuen Verordnung ist die Einteilung von Fonds und Mandaten in drei Kategorien, wie in Artikel 6, 8 und 9 der SFDR beschrieben.
Rund 95 % aller Robeco-Fonds sind entweder unter Artikel 8 (83 %) oder Artikel 9 (12 %) klassifiziert, und nur 5 % unter Artikel 6. Unter Artikel 8 fallen alle „Sustainability Inside“- und „Sustainability Focused“-Strategiefamilien. Die Fonds nach Artikel 9 bilden die „Impact Investing“-Fondsfamilie und sind alle mit dem Namensbestandteil RobecoSAM gekennzeichnet. Nur eine Handvoll von Fonds wie diejenigen, die Derivate oder Cash-Konten nutzen, nehmen keine ESG-Integration vor.
Quelle: Robeco, März 2021
Gemäß SFDR müssen Asset Manager auch „Erklärungen zu nachteiligen Auswirkungen“ (Adverse Impact Statements) abgeben, in denen sie beschreiben, wie sie die wesentlichen Wirkungen der Unternehmen, in die sie investieren, bei Anlageentscheidungen berücksichtigen. Sie müssen auch die Maßnahmen beschreiben, mit denen sie diese nachteiligen Auswirkungen zu reduzieren versuchen.
Dies wird mit Hilfe eines Systems mit 64 Indikatoren für nachteilige Wirkungen überwacht, wobei eine Berichterstattung zu 18 dieser Indikatoren verpflichtend, zu den übrigen 46 freiwillig ist. Obwohl die detaillierten Anforderungen erst seit Kurzem verfügbar sind, hat Robeco alles daran gesetzt, um sicherzustellen, dass es vorbereitet ist, z. B. durch die Entwicklung eines Prototyps von Tools für negative Auswirkungen, um die Auswirkungen der Verordnung zu bewerten.
Ein weiteres wirkungsvolles Element des Aktionsplans ist die vorgesehene Taxonomie-Verordnung der EU, durch die ein einheitliches Verständnis erreicht werden soll, was genau „grüne Tätigkeiten“ sind. Die EU hat Mindestkriterien festgelegt, die wirtschaftliche Tätigkeiten erfüllen sollte, um als ökologisch nachhaltig angesehen zu werden.
Kurz gesagt sollten solche Tätigkeiten in erheblichem Maße zu einem oder mehreren der folgenden sechs ökologischen Ziele beitragen: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Umweltverschmutzung und Erhalt oder Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen.
Gilbert Van Hassel - CEO
Der Versorgersektor spielt eine Pionierrolle bei der globalen Herausforderung, bezahlbaren, CO2-armen und verlässlichen Strom für eine wachsende Bevölkerung bereitzustellen und den Klimawandel durch Dekarbonisierung seiner Erzeugungskapazitäten zu bekämpfen. Er verfügt außerdem über die Aussicht, von der Entwicklung erneuerbarer Technologien zu profitieren, die in den letzten Jahren einen rapiden Rückgang der Stromgestehungskosten bei Wind- und Sonnenenergie ermöglicht haben. Umfangreiche Kapitalzuflüsse, progressive Politik und die Weiterentwicklung von Technologien ermöglichten 2019 Fortschritte in punkto Umwelt, vor allem in Europa. Jedoch ist weltweit noch viel zu tun, um den Klimawandel zu bekämpfen.
Der European Green Deal und der 2030 Climate Target Plan stellten 2019 und 2020 einen wesentlichen Schritt bei den Klimavorhaben der EU dar. Die Coronavirus-Krise hat den Vorhaben der EU weiteren Schub verliehen, da die Bemühungen um eine Dekarbonisierung der Stützung der Wirtschaft nach dem Konjunktureinbruch dienen wird. Bis Sommer 2021 will die Europäische Kommission die gesamte Gesetzgebung der EU in Bezug auf Klima- und Energiepolitik überprüfen und auf den neuen Plan ausrichten.
Der europäische Versorgersektor weist die zweithöchste Emissionsintensität auf – gemessen als Emissionen pro Kapital – und trägt zu 32 % zu den Scope 1-Industrieemissionen bei. Dies geht aus einer von Robeco durchgeführten Analyse von 424 europäischen Unternehmen aus elf Sektoren hervor. Der Versorgersektor emittiert 1 kg Treibhausgas pro 1 Euro Umsatz und pro 1,6 Euro Unternehmenswert. Können die europäischen Versorger dazu beitragen, die Emissionen zu reduzieren, ihre Umsätze und Profitabilität zu steigern sowie ihre Bewertungen in den nächsten zehn Jahren zu erhöhen und gleichzeitig weiterhin führend bei der globalen Energiewende zu sein, ohne gegenüber den großen Ölkonzernen den Kürzeren zu ziehen?
Nach Angaben der International Energy Agency würden die 27 EU-Länder auf Grundlage der Mitte 2020 getroffenen politischen Beschlüsse bis zum Jahr 2030 ihrer Emissionen um 30 % gegenüber dem Niveau von 1990 reduzieren. Gleichzeitig würde sich ihr globaler Anteil auf 5,7 % mehr als halbieren. Das von der EU kürzlich angekündigte Dekarbonisierungsziel ist ehrgeizig. Demnach sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % gesenkt werden und bis 2050 ein Niveau von Netto-Null erreichen. Dies stellt eine beträchtliche Verschärfung gegenüber dem früheren Ziel einer Reduzierung um „mindestens 40 %“ im selben Zeitraum dar.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird die EU eine Reihe unterschiedlicher Methoden nutzen, darunter den Ausbau erneuerbarer Energiequellen, die Förderung von Energieeffizienz sowie die Unterstützung und Verbreitung der CO2-Bepreisung. Dieser neue Vorschlag steht im Einklang mit dem Ziel des Pariser Abkommens, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2°C über dem vorindustriellen Niveau zu halten. Der Bereich Stromerzeugung, der hauptsächlich von den Versorgerunternehmen repräsentiert wird, steht mit Abstand vor dem steilsten Pfad in Richtung Dekarbonisierung.
Versorger aus dem Stromerzeugungssektor haben den steilsten Dekarbonisierungspfad zwischen 2020 bis 2030 vor sich (1990=100).
Quelle: Europäische Kommission, „Stepping up Europe’s 2030 climate ambition plan“, September 2020; ergänzende Anmerkungen von Robeco.
Wir schätzen Versorger positiv ein, die die Qualität ihrer Assets und ihre Kostenstruktur verbessern und gleichzeitig aktiv und effektiv auf eine Diversifizierung hinarbeiten. Dazu gehört nicht nur die Abkehr von der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen und Kernenergie zugunsten erneuerbarer Energiequellen (Wind- und Solarkraft) sondern auch Investitionen in die Netze, Strategien in Bezug auf die Energieeffizienz auf der Angebotsseite, die Offenlegung von Emissionen (Scope-1, -2 und -3) und glaubwürdigen Zielen zur Emissionsverringerung sowie eine geographische Diversifikation in Richtung Schwellenländer.
Hinsichtlich der Kreditqualität des Sektors sind wir optimistisch. Die führenden Versorgerunternehmen haben ihre Investitionsprogramme dahingehend aktualisiert, höhere Priorität auf erneuerbare Energien und Netzausbau zu legen. Dabei gelten die Projektionen bezüglich der Relation aus Nettoverschuldung und EBITDA als überschaubar.
Im Hinblick auf konkretere Beiträge zu den SDGs legen wir den Fokus auf Versorger, deren Aktivitäten einen positiven Beitag zu SDG 7 (bezahlbare und umweltfreundliche Energie) sowie SDG 13 (Bekämpfung des Klimawandels) beitragen. Dazu analysieren wir bestimmte positive und negative Key Performance Indicators. Dazu gehören der Anteil von erneuerbaren Energien/Kernenergie im Strommix, Umsätze in Schwellenländern, Pläne zum Ausbau von Atom-/Kohlekraftwerke sowie die CO2-Intensität der operativen Tätigkeit. Wir glauben, dass Unternehmen mit entsprechend positiver Charakteristik auf längere Sicht eine verlässlichere und stabilere finanzielle Performance aufweisen werden.