Auf der vom niederländischen CIO Exchange zusammen mit APG, einem Anbieter von Altersvorsorgeleistungen, abgehaltenen Podiumsdiskussion sprachen mehrere Experten darüber, wie die ASK-Technologie eingesetzt werden kann, welche Bedeutung sie für Anlageportfolios hat und ob sich daraus Anlagechancen ergeben. Rund 50 Personen aus unterschiedlichen Bereichen – darunter Wissenschaftler und Investoren der Öl- und Gasindustrie – nahmen am 8. Mai an der Diskussion in der Firmenzentrale von Robeco in Rotterdam teil.
In den letzten Jahren konzentrierten sich die Anstrengungen darauf, das in die Atmosphäre gelangende CO2 zu reduzieren, um das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, die Erderwärmung bis zur Mitte dieses Jahrhunderts auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die ASK verhindert den Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre, indem sie CO2-Emissionen nach ihrer Entstehung durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe abtrennt und anschließend speichert oder verwendet.
Dreistufiger Prozess
Die Diskussionsteilnehmer wurden von Robecos CIO, Peter Ferket, begrüßt. Er wies darauf hin, dass Robeco und neun weitere Investoren jetzt zur Arbeitsgruppe „Energiewende“ der CIO Exchange gehören. Diese hat sieben börsennotierte europäische Öl- und Gasunternehmen im Blick, bei denen sie sich für dieses Thema einsetzen will.
Niels Berghout, ein für die Internationale Energie-Agentur tätiger Analyst, sieht eine der großen aktuellen Herausforderungen darin, dass 70 % der weltweit verbrauchten Energie immer noch aus fossilen Brennstoffen stammt und dass dies vor allem in China und Indien in den nächsten Jahrzehnten so bleiben wird. ASK ist eine von wenigen Technologien, mit deren Hilfe die dadurch verursachten Emissionen reduziert werden können.
Berghout beschreibt die CO2-Abscheidung und Speicherung als einen dreistufigen Prozess. bei dem zunächst in einem Kraftwerk oder einer Industrieanlage erzeugtes CO2 abgetrennt wird. Danach wird es durch eine Pipeline oder per Schiff transportiert und im schließlich sicher unterirdisch gelagert. Die meisten bestehenden Industrieanlagen können zwar nachträglich mit Technologie zur Bindung von CO2 ausgerüstet werden. Kostengünstiger ist es aber, sie beim Bau neuer Anlagen zu installieren. Dadurch wird verhindert, dass CO2 überhaupt in die Atmosphäre gelangt.
Durch Verbrennung von Biomasse und die anschließende ASK können „negative Emissionen“ erzeugt werden. Das heißt, der Atmosphäre wird CO2 entzogen. Diese Technologie wird für die Erreichung der Klimaziele immer wichtiger.
Es muss mehr getan werden
Wenn die Erderwärmung wirklich auf deutlich unter 2 Grad begrenzt werden soll, dann müssen laut Berghout 14 % der gesamten CO2-Reduzierung von heute bis zum Jahr 2060 durch ASK erreicht werden. Soll das ehrgeizigere Ziel von 1,5 % erreicht werden, steigt der dafür notwendige ASK-Beitrag auf 32 %. Berghout sagte, dass derzeit 23 groß angelegte Produkte in Betrieb sind, „die CO2-Abscheidung und Speicherung aber um mehrere hundert Male gesteigert muss, damit die Klimaziele erreicht werden.“
Die wissenschaftlichen Grundlagen der ASK-Technologie erklärte Professor Earl Goetheer, leitender Wissenschaftler der Niederländischen Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung (Toegepast Natuurwetenschappelijk Onderzoek). Er hielt eine sehr interessante Präsentation über die Möglichkeiten zur CO2-Abscheidung und konzentrierte sich dabei auf die Abtrennung von CO2 vor und nach der Verbrennung sowie auf dessen potenzielle Nutzung als Ausgangsstoff für die Herstellung von Chemikalien und Brennstoffen, die einen Marktwert haben.
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Die Sichtweise von Unternehmen
John MacArthur, Vice-President im Bereich Group Carbon bei Shell, hob hervor, dass in den meisten, von Organisationen wie der Internationalen Energie-Agentur, IPCC und Shell entworfenen Szenarien ASK eine bedeutende Rolle bei der im Pariser Abkommen vereinbarten Begrenzung des Temperaturanstiegs auf unter 2 Grad spielt.
Er erläuterte ferner, dass ASK keineswegs eine neue, sondern eine seit den 1970er Jahren bewährte Technologie ist, und betonte, wie wichtig ASK für die Entkarbonisierung der Schwerindustrie ist, wenn die Welt die Ziele des Pariser Abkommens erreichen will.
ASK ist auch für die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen nützlich. In Großbritannien und Norwegen durchgeführte Studien haben gezeigt, dass im Zusammenhang mit ASK mehr als 200.000 Arbeitsplätze entstehen könnten. John MacArthur beschrieb die verschiedenen ASK-Projekte, an denen Shell beteiligt ist. Dazu gehört die Oil and Gas Climate Initiative, ein Zusammenschluss von 13 großen Öl- und Gasunternehmen, die ihre Stärken bündeln wollen, um ASK voranzubringen und zur Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung beizutragen.